EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat ihren Besuch im Kiewer Vorort Butscha als „zutiefst beklemmend“ beschrieben. Sie habe in dem Ort, in dem nach dem Abzug der russischen Truppen zahlreiche Leichen gefunden worden waren, „die hässliche Fratze des Kriegs“ gesehen, sagte von der Leyen am Samstag in den ARD-„Tagesthemen“.
Von der Leyen war am Freitag mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell und dem slowakischen Regierungschef Eduard Heger nach Kiew gereist. Vor einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj besuchten sie Butscha, wo sie ein Massengrab in Augenschein nahmen. Sie habe auch „ausgebombte Autos“ gesehen und „Wohnhäuser, die einfach wahllos zerschossen worden sind“. Für ein solches „Grauen, dafür findet man eigentlich keine Worte“, sagte von der Leyen.
In Kiew habe sie aber auch „den unglaublichen Mut und den Widerstandswillen der Ukraine gesehen“, sagte die EU-Kommissionspräsidentin. „Das ist etwas, was noch einmal anspornt, dass wir sie unterstützen in diesem Kampf.“
Selenskyj habe bei ihrem Treffen in Kiew auf härtere Sanktionen gegen Russland gepocht. Er habe zu Recht gefordert: „Es muss mehr sein und ihr müsst mutiger sein“. Aber es sei wichtig, „Sanktionen zu ergreifen, die Russland mehr schaden als uns“, betonte von der Leyen. Nun stelle sich die Frage nach einem Öl- und Gasembargo. Dies werde seit Wochen intensiv geprüft. Es gehe darum, nach Alternativen für russische Rohstofflieferungen zu suchen.
Am Freitag hatte die EU ihr fünftes großes Sanktionspaket gegen Russland in Kraft gesetzt. Das darin enthaltene Kohle-Embargo gegen Russland wird nach 120 Tagen wirksam.