Angesichts des Ukraine-Kriegs verschärft sich laut der Deutschen Welthungerhilfe weltweit die Situation der Hungernden. Generalsekretär Mathias Mogge sagte der „Rheinischen Post“ (Donnerstagsausgabe), Hungersnöte seien nicht mehr vermeidbar. „Die Zahl der Menschen, die schon am Rande einer dramatischen Hungersnot stehen, ist durch den Krieg auf 45 Millionen gestiegen. Drei Millionen mehr als noch Anfang des Jahres.“ Insgesamt gebe es weltweit 881 Millionen Menschen, die nicht genug zu essen haben.
Ein Teil der westlichen Staaten versuche zwar, die Ernteausfälle durch den Krieg in der Ukraine aufzufangen – aber das werde nicht ausreichen. In Ländern wie Somalia oder dem Norden Kenias habe es zudem seit drei Jahren nicht geregnet. „Die Menschen sind ausgezerrt.“ Hinzu kämen die Auswirkungen der Corona-Pandemie und militärische Konflikte.
Mogge forderte die Bundesregierung auf, auf den anstehenden G7-Konferenzen das Thema „ganz nach oben“ zu setzen. „Die Unterstützung für die betroffenen Länder muss deutlich erhöht werden“, sagte er. „Was wir bei Afghanistan erleben, dass nämlich bisher nur die Hälfte der erforderlichen 4,4 Milliarden Euro an Hilfsgeldern zusammengekommen sind, darf sich nicht wiederholen.“
„Wir sehen ganz real in den Ländern, in denen wir arbeiten, wie dramatisch die Lage ist“, sagte Mogge und warnte vor neuen Fluchtbewegungen. „Die Menschen werden keine andere Möglichkeit für sich sehen, als sich auf den Weg zu machen.“ Der Migrationsdruck werde sich verstärken – auch nach Europa.
Aktuell bezifferten die Vereinten Nationen den Finanzbedarf für humanitäre Hilfen weltweit auf 43 Milliarden Dollar. „Das ist der höchste Bedarf, den es je gegeben hat“, betonte Mogge. Bislang seien von der internationalen Staatengemeinschaft aber nur 3,6 Milliarden Dollar zugesagt. „Das sind lediglich acht Prozent. Viel zu wenig. Hier müssen die reichen Staaten zügig nachlegen.“