Bulgarien hat Russland vorgeworfen, hinter einer Cyberattacke auf seine Post zu stecken. „Die Cyberattacke, die die Dienstleistungen der Post seit dem 16. April stört, trägt die Handschrift der russischen Geheimdienste“, sagte Vize-Regierungschefin Kalina Konstantinowa am Dienstag. Seit Mitte April kämpft das Unternehmen mit technischen Problemen.
Brief- und Paketsendungen ins Ausland und Lieferungen aus dem Ausland nach Bulgarien waren zeitweise nicht möglich. Auch die Zahlung von Rechnungen und die Überweisung von Renten war zeitweise blockiert. Die Archive der Post seien „für immer verloren“, fügte der Informatikexperte und Regierungsberater Wassilew Welitschkow hinzu.
Demnach verbreitete sich die Schadsoftware von der Zentrale der Post in der Hauptstadt Sofia über das ganze Netz. Sie sei so programmiert, dass Daten aus Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken nicht betroffen waren.
Bulgariens Post verfügt über mehr als 6000 Computer – die Hälfte von ihnen ist über 15 Jahre alt und damit nicht geschützt gegen Cyberangriffe. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar hätten sich die Angriffe vermehrt. Ihr Ziel sei es, für „Unsicherheit und Instabilität“ zu sorgen.
Am Freitag waren auch mehrere offizielle Internetseiten angegriffen worden, darunter die der Regierung und des Verteidigungsministeriums. Eine prorussische Gruppierung bekannte sich zu den Angriffen.
Der russische Gaskonzern Gazprom hatte vergangene Woche seine Gaslieferungen nach Bulgarien gestoppt. Auch Polen erhält kein Erdgas mehr aus Russland. Als Grund führte Gazprom an, dass die beiden EU-Mitgliedstaaten keine Zahlungen in Rubel geleistet hätten.