Özdemir kritisiert mutmaßlichen russischen Getreidediebstahl in Ukraine

Cem Özdemir - Bild: Leon Kügeler/photothek
Cem Özdemir - Bild: Leon Kügeler/photothek

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat den von Kiew beklagten Getreidediebstahl durch russische Truppen in der Ukraine scharf verurteilt. „Dass Putins Schergen gezielt ukrainisches Getreide stehlen, erinnert an dunkelste Zeiten“, sagte Özdemir den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben). „Putins Rechnung ist so einfach wie grausam: Wer keine Kraft hat, wehrt sich nicht.“

Die Ukraine ist einer der wichtigsten Getreideproduzenten der Welt – die Landwirtschaft leidet jedoch unter den Folgen des russischen Angriffskriegs. In den vergangenen Wochen hatten die ukrainischen Behörden Russland immer wieder vorgeworfen, Getreide und Mais aus besetzten Gebieten nach Russland gebracht zu haben. Dies erinnert an die Umleitung großer Mengen an Nahrungsmitteln aus der Ukraine in andere Teile der Sowjetunion in den 1930ern und 40ern, die zu großen Hungersnöten, dem sogenannten Holodomor, führten.

Özdemir kritisierte zudem, dass Russlands Marine die ukrainischen Seehäfen blockiert, über die „nahezu alle Agrarrohstoffe verschifft wurden“. Der Weg über die Schiene könnte demnach eine Lösung sein, um Hilfen in die Ukraine zu transportieren und Getreide zu exportieren – „wenn auch mit viel Aufwand und mit beschränkten Kapazitäten“.

Özdemir kündigte weitere Hilfslieferungen für die Ukraine an: „Wir unterstützen die Menschen in der Ukraine gezielt mit Nahrung und Lebensmitteln. Über die Koordinierungsstelle meines Ministeriums werden wir in den nächsten Tagen mehr als 270 Hilfslieferungen mit über 8000 Paletten in die Ukraine gebracht haben.“

Der Minister will auch die internationale Koordinierung voranbringen: „Ich habe meine G7-Kollegen nächste Woche nach Stuttgart eingeladen, um darüber zu sprechen, wie wir unsere Unterstützungsmaßnahmen für die Ukraine besser aufeinander abstimmen können.“ Auch die globale Ernährungslage würden die G7-Agrarminister beleuchten.

UN-Generalsekretär António Guterres rief unterdessen dazu auf, die russischen und ukrainischen Exporte von Nahrung und Düngemitteln wieder möglich zu machen. „Es gibt keine wirkliche Lösung für das Problem der globalen Ernährungssicherheit, ohne die landwirtschaftliche Produktion der Ukraine und die Lebensmittel- und Düngemittelproduktion Russlands und Belarus trotz des Krieges wieder auf den Weltmarkt zu bringen“, sagte er am Mittwoch in der nigerianischen Hauptstadt Abuja.

Russland und die Ukraine sind die weltweit wichtigsten Exporteure von Weizen, Mais, Raps und Sonnenblumenöl. Russland ist zudem der weltweit größte Lieferant von wichtigen Düngemitteln und Gas. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine und die gegen Moskau verhängten Wirtschaftssanktionen haben die Exporte von Weizen und anderen Nahrungsmitteln aus beiden Ländern unterbrochen und die Kraftstoff- und Dieselpreise in die Höhe getrieben.

Viele Entwicklungsländer hängen jedoch von Nahrungslieferungen aus den beiden Ländern ab. Steigende Preise für Treibstoff und Nahrungsmittel haben in einigen Ländern bereits zu heftigen Protesten geführt.

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