Im Kampf gegen die hohe Inflation hebt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins um einen halben Prozentpunkt an und damit so stark wie seit 22 Jahren nicht mehr. Der Leitzins wird damit künftig in einer Spanne zwischen 0,75 und 1,0 Prozent liegen, wie die Fed am Mittwoch in Washington mitteilte. Die Notenbank erklärte zudem, weitere Erhöhungen in Zukunft seien „angemessen“ – womöglich auch in der jetzigen Größenordnung.
Die Anhebung um 0,5 Prozentpunkte (50 Basispunkte) ist die stärkste seit dem Jahr 2000. Im März hatte die Fed den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte erhöht und damit ihre wegen der Corona-Pandemie beschlossene Nullzins-Politik beendet. Die Notenbank hatte die Leitzinsen zu Beginn der Corona-Krise im März 2020 zur Stützung der Wirtschaft auf Nullniveau abgesenkt.
Im Zuge der wirtschaftlichen Erholung von den Auswirkungen der Pandemie stiegen dann aber die Verbraucherpreise stark an. Die Inflation erreichte zuletzt auch wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs ein 40-Jahres-Hoch von 8,5 Prozent, was die Fed zu einem entschiedeneren Handeln zwingt. Ziel der US-Notenbank ist eine Inflation von etwa zwei Prozent.
Die Fed warnte am Mittwoch, der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine führe zu einem zusätzlichen Preisdruck und beeinflusse die „wirtschaftliche Aktivität“. Außerdem würden neue Lockdowns in China im Kampf gegen die Corona-Pandemie vermutlich zu weiteren Problemen bei den internationalen Lieferketten führen.
Fed-Präsident Jerome Powell sagte, es „unbedingt erforderlich“, die Inflation zu senken. Diese sei „viel zu hoch“ und schade Bürgern und Unternehmen. Auch künftige Leitzinserhöhungen um einen halben Prozentpunkt seien „auf dem Tisch“. Eine Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte werde aber nicht erwogen.
Die Notenbank will nicht mit einer zu starken Leitzinserhöhung die Konjunktur abwürgen. Im ersten Quartal war die größte Volkswirtschaft der Welt überraschend um 0,4 Prozent geschrumpft. Experten haben Befürchtungen vor einer Rezession allerdings als unbegründet zurückgewiesen.