Manche Inszenierung beim Eurovision Song Contest (ESC) wirkt wie die reine Anarchie – doch tatsächlich unterliegen auch Gagakünstler beim weltweit am meisten beachteten Musikwettbewerb einem strengen Regelwerk. Die wichtigsten Regeln für den am Dienstagabend mit dem ersten Halbfinale gestarteten Wettbewerb im italienischen Turin:
DAUER DER LIEDER
Drei Minuten ist die Obergrenze für einen Auftritt. Diese Vorgabe gilt schon seit mehr als 50 Jahren. Kürzer dürfen die Lieder allerdings sein, 2015 war der Auftritt der finnischen Band Pertti Kurikan Nimipäivät schon nach nicht einmal anderthalb Minuten vorbei.
INHALT DER AUFTRITTE
Texte, Ansprachen und Gesten mit einer politischen Natur sind ebenso wie Werbung verboten. Das Politikverbot könnte in diesem Jahr spannend werden, weil sich die ukrainischen Starter Kalush Orchestra angeblich etwas für ihren Auftritt ausdachten. Ein Verstoß der Ukrainer dürfte trotz der großen Solidarität mit dem von Russland angegriffenen Land geahndet werden.
VORGABEN FÜR KÜNSTLER
Sänger müssen mindestens 16 Jahre alt sein, auf der Bühne dürfen nicht mehr als sechs Bandmitglieder stehen. Der Startertitel darf erst nach dem 1. September des Vorjahres erstmals kommerziell verwertet worden sein. Und während die Musik vom Band kommt, müssen zumindest die Leadsänger live singen. Die Wahl der Sprache ist seit langer Zeit frei – zu Beginn der ESC-Geschichte sang jedes Starterland noch in der jeweiligen Landessprache.
FINALTEILNEHMER
Insgesamt gibt es in diesem Jahr 40 Starter, im Finale treten aber nur 25 Länder an. Deshalb können sich in zwei Halbfinals am Dienstag und Donnerstag jeweils zehn Länder qualifizieren. Gesetzt sind immer die großen Geldgeberländer Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Da Italien auch Vorjahressieger ist, gibt es nur 25 Finalisten. Wäre ein Land außerhalb der Big Five Gastgeber, wären es 26 Finalisten.
PUNKTEVERGABE
Die Jury jedes der 40 Teilnehmerländer und das Publikum der Teilnehmerländer tragen jeweils zur Hälfte zur Gesamtpunktzahl bei. Nur jeweils zehn Länder bekommen Punkte. Es werden zwölf, zehn, acht und dann herabzählend bis zur Eins Punkte vergeben. Am Ende werden Jury- und Publikumswertung addiert, und das Ergebnis steht fest. Sind zwei Länder punktgleich, gewinnt das Land mit den meisten Publikumsstimmen.
PUNKTEPRÄSENTATION
Seit dem ESC in Tel Aviv 2019 ist die Präsentation der Punkte bis zum Schluss spannend. Zuerst werden wie früher die Jurypunkte verteilt. Bei den Publikumspunkten fängt die Vergabe dann bei dem Land mit den wenigsten Punkten an, erst am Ende wird der Publiumsliebling benannt und dessen Punktzahl veröffentlicht. Damit steht auch erst am Ende der ESC-Gewinner fest.