Etwa fünf Prozent aller Frauen entwickeln während der Schwangerschaft eine sogenannte Präeklampsie, die in schweren Fällen für Mutter und Kind lebensbedrohlich werden und einen Notkaiserschnitt erfordern kann. Bislang wird das Risiko dafür anhand von Faktoren wie Diabetes, Übergewicht oder Lebensalter der Mutter ermittelt. Eine gänzlich neue Herangehensweise hat Dirk Westermann in New Orleans, USA, vorgestellt. Der Freiburger Kardiologe zeigte mit seinem Team, dass mittels Troponin-Tests Risikopatientinnen wesentlich früher und genauer als bisher identifiziert werden könnten. Troponin-Tests werden seit langem in der Akut-Diagnostik bei Verdacht auf Herzinfarkt eingesetzt.
Troponinspiegel im Blut
„Wir konnten zeigen, dass der Troponinspiegel im Blut sehr eng mit dem Risiko für eine spätere Präeklampsie einhergeht. Insbesondere schwere Verläufe lassen sich damit vermutlich sehr gut vorhersagen. Das könnte künftig eine frühe und gezielte Prävention ermöglichen“, sagt Westermann.
Zu den zahlreichen Risikofaktoren für eine Präeklampsie zählen starkes Übergewicht, Diabetes, vorangegangene Mehrlingsschwangerschaften sowie ein sehr junges oder hohes Alter der Mutter. Kommen mehrere dieser Faktoren zusammen, werden die Schwangeren engmaschig überwacht und erhalten eine medikamentöse Prophylaxe mit Aspirin. Aber: „Bei weitem nicht alle Frauen mit Risikofaktoren entwickeln auch tatsächlich eine Präeklampsie. Wir konnten zeigen, dass bei Frauen mit einem niedrigen Troponinspiegel trotz Risikofaktoren keine Präeklampsie auftrat. Rund 40 Prozent der Frauen hätten somit keine engere Betreuung benötigt“, sagt Westermann.
Behandlung heute schon sehr gut möglich
„Wir können Frauen mit Präeklampsie schon heute sehr gut behandeln. Bislang sind aber die Ursachen der Erkrankung unbekannt, was die Diagnostik deutlich erschwert. Ein zuverlässiger Test, der eine Präeklampsie-Entwicklung schon früh anzeigen kann, wäre eine große Hilfe“, sagt Ingolf Juhasz-Böss, Ärztlicher Direktor der Klinik für Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg.
Im nächsten Schritt wollen die Forscher ihre Ergebnisse überprüfen und die Daten aus dem Troponintest mit anderen Risikofaktoren kombinieren. Auf diese Weise könnte die Sicherheit von Schwangeren und ihren ungeborenen Kindern weiter erhöht werden.