Das Bundesbildungsministerium (BMBF) will die Erforschung von neuen Züchtungstechniken von Pflanzen in den nächsten vier Jahren mit 50 Millionen Euro fördern. „Neue Züchtungstechniken sind eine riesige Chance, Pflanzen effizient, zielgerichtet und sicher zu züchten“, sagte die auch für Forschung zuständige Ministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagsausgaben).
„Mit unserer neuen Forschungsförderung wollen wir der Züchtung klimaangepasster und leistungsstarker Nutzpflanzen einen deutlichen Schub geben. Sie schließt Neue Züchtungstechniken explizit mit ein.“ Die Ministerin setzt darauf, „dass die EU-Kommission den völlig veralteten und wissenschaftlich überholten Rechtsrahmen novellieren wird“. Die Position der Wissenschaft sei dazu klar, so Stark-Watzinger: „Als Bundesforschungsministerium wollen wir diese Chance ergreifen und nicht wie andere von der Zukunft abmelden.“
Ziel sei es, innovative Nutzpflanzen zu entwickeln, die den Folgen des Klimawandels begegnen können. Die EU plant einen neuen Umgang mit Pflanzen, die mit neuen genomischen Verfahren (NGT) gezüchtet werden und hat im Juli dazu eine Reform der Gentechnik-Gesetze vorgelegt. Danach sollen Pflanzen, die mit diesen neuen Techniken gezüchtet wurden, konventionell gezüchteten Pflanzen praktisch gleichgestellt werden.
Neue Verfahren wie die Gen-Schere CRISP/Cas sollen dadurch erleichtert werden. Der Vorstoß ist jedoch umstritten. Auch Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) äußerten Bedenken.
Kritiker befürchten wirtschaftliche Nachteile für Pflanzenzüchter und sehen durch die Reform den ökologischen Landbau beeinträchtigt. Denn für neue Pflanzen, in die kein artfremdes Genmaterial eingeführt wurde, soll es zwar eine Anmeldepflicht geben, sonst aber fast keine Sonderregeln mehr. Außerdem sei das Vorsorgeprinzip nicht beachtet, das ein höheres Risiko dieser Züchtungen für Mensch und Umwelt ausschließt, bemängeln Umwelt- und Verbraucherverbände.