Für 45,5 Prozent der Weltbevölkerung – also 3,6 Milliarden Menschen – ist Wissenschaftsfreiheit im Jahr 2024 keine Realität. Nach dem globalen Hochpunkt im Jahr 2006 ist die Lage heute damit vergleichbar mit der Situation vor fünfzig Jahren im Jahr 1973.
Das ist eines der Ergebnisse des jährlich aktualisierten Index der Wissenschaftsfreiheit (Academic Freedom Index, AFI), den Forschende der Universität Göteborg und der FAU Erlangen-Nürnberg heute präsentieren.
Die neuen AFI-Daten geben einen Überblick über den Stand der Wissenschaftsfreiheit in 179 Ländern. Es gibt jedoch auch Anlass zu Optimismus: Im gleichen Zeitraum hat sich die Wissenschaftsfreiheit in 56 Ländern verbessert und in 61 Ländern – für 1,1 Milliarden Menschen – ein hohes Maß erreicht.
Die Forschenden identifizierten zehn Länder, in denen die Wissenschaftsfreiheit im Jahr 2023 sogar anhaltend zunahm – eine positive Entwicklung, die zuletzt vor mehr als 20 Jahren zu beobachten war.
Wissenschaftsfreiheit und Polarisierung
Wissenschaftsfreiheit ist in Ländern mit starker gesellschaftlicher Polarisierung gefährdet. Die Forschenden identifizierten sechs Länder und Territorien, in denen die Wissenschaftsfreiheit 2023 anhaltend zurückging: El Salvador, Hongkong, Ungarn, Indien, Russland und Venezuela. In jedem Fall ging der Rückgang im Index der Wissenschaftsfreiheit mit einer Zunahme der Polarisierung einher.
Andererseits stieg allerdings die Wissenschaftsfreiheit in Brasilien, Montenegro, Nordmazedonien und Thailand trotz Polarisierung an.
Internationale Datensammlung
Der Index besteht aus fünf Indikatoren: Freiheit der Forschung und Lehre, Freiheit des akademischen Austauschs und der Wissenschaftskommunikation, akademische und kulturelle Ausdrucksfreiheit, die institutionelle Autonomie, sowie Campus-Integrität.
Der Index bietet Daten zur Wissenschaftsfreiheit weltweit für den Zeitraum von 1900 bis 2023. Er beruht auf Einschätzungen von 2.329 Länderexperten aus der ganzen Welt, einer Million Beobachtungspunkten und einem maßgeschneiderten, qualitätsgesicherten statistischen Modell, das die einzelnen Einschätzungen systematisch zu einem Indexwert aggregiert.