Arbeitszeugnis in der Hand – aber was steht wirklich drin?

Arbeitnehmerin (über lechatnoir)
Arbeitnehmerin (über lechatnoir)

Arbeitszeugnisse sollen informieren, bewerten – und gleichzeitig wohlwollend formuliert sein. Diese besondere Mischung führt dazu, dass viele Zeugnisse auf den ersten Blick positiv wirken, bei genauerem Hinsehen aber Lücken, Abschwächungen oder problematische Formulierungen enthalten. Wer seine berufliche Entwicklung aktiv gestalten will, sollte deshalb wissen, wie man ein gutes Zeugnis erkennt – und worauf es zwischen den Zeilen ankommt.

Ein gutes Arbeitszeugnis ist klar, vollständig und transparent. Es stellt die eigene Leistung nachvollziehbar dar, beschreibt Tätigkeiten konkret und verzichtet auf versteckte Abwertungen. Denn: Ein Zeugnis ist oft das entscheidende Dokument bei Bewerbungen, Beförderungen oder Neuorientierungen. Umso wichtiger, dass es fair und korrekt formuliert ist.

Checkliste: So erkennst Du ein gutes Arbeitszeugnis

1. Vollständige und korrekte Grunddaten

  • Stimmt der Name?
  • Stimmt das Eintritts- und ggf. Austrittsdatum?
  • Sind Positionen und Beförderungen korrekt benannt?

2. Klare Tätigkeitsbeschreibung

Ein gutes Zeugnis beschreibt Aufgaben konkret, nicht allgemein. „Verantwortung für die Budgetplanung von 1,2 Mio. Euro“ ist wertvoller als „War im Bereich Finanzen tätig“.

3. Positive Leistungsbewertung

Es sollte eine eindeutige Einschätzung der Arbeitsqualität geben:

  • „Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ → sehr gut
  • „Zu unserer vollen Zufriedenheit“ → gut
  • „Zu unserer Zufriedenheit“ → befriedigend

Wenn diese Formulierungen fehlen oder abgeschwächt sind, ist Vorsicht geboten.

4. Erwähnung besonderer Erfolge

Leistungen, Projekte oder Verbesserungen gehören ins Zeugnis. Wenn Erfolge fehlen, kann das als Abwertung gelesen werden.

5. Sozialverhalten

Bewertet wird das Verhalten gegenüber:

  • Kollegen
  • Vorgesetzten
  • Kundschaft / Partnern

Reihenfolge zählt: „Gegenüber Vorgesetzten und Kollegen stets einwandfrei“ → korrekt. Wenn „Kollegen“ zuerst steht, gilt das als mögliche Abwertung.

6. Schlussformel

Ein gutes Zeugnis enthält:

  • Dank
  • Bedauern über das Ausscheiden
  • Gute Wünsche

Fehlt die Schlussformel komplett, wirkt das distanziert – auch wenn alles andere positiv klingt.

7. Unterschrift

Unterschrieben wird entweder von der direkter Führungskraft und/oder der Personalabteilung. Fehlt die hierarchisch korrekte Unterschrift → Alarmzeichen.

Merksatz: Ein gutes Zeugnis lobt nicht nur – es macht Leistungen sichtbar.

Wer sein Zeugnis liest und denkt: „Das klingt nach mir und meiner Arbeit“, hat ein gutes in der Hand. Wer sich fragt: „Was genau wird hier eigentlich ausgesagt?“, sollte nachbessern lassen.

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