Der Frankfurter Ökonom Volker Wieland verlässt vorzeitig den Sachverständigenrat der Bundesregierung zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Das teilte der Sachverständigenrat am Samstag mit. „Der Rücktritt erfolgt zum Monatsende und damit zehn Monate vor dem turnusgemäßen Ablauf seiner zweiten Amtszeit zum 28. Februar 2023“, hieß es weiter in einer Erklärung.
„Nach mehr als neun Jahren mit neun Jahresgutachten, drei Sondergutachten, drei Produktivitätsberichten und 20 Konjunkturprognosen habe ich mich entschlossen, meine Mitgliedschaft im Sachverständigenrat zu beenden, so dass ich mich meiner Haupttätigkeit in der Forschung und Lehre und als Leiter eines Universitätszentrums wieder intensiver widmen kann“, erläuterte Wieland seine Entscheidung. Er ist Stiftungsprofessor für Monetäre Ökonomie und geschäftsführender Direktor des Institute for Monetary and Financial Stability (IMFS) an der Goethe-Universität Frankfurt.
In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ machte Wieland allerdings auch deutlich, dass es aus seiner Sicht im Sachverständigenrat derzeit „keine optimale Voraussetzung für die weitere Arbeit“ gebe. Hintergrund ist offensichtlich, dass dem Gremium derzeit nur vier statt fünf Mitglieder angehören, da der Posten des Freiburger Ökonomen Lars Feld bislang nicht nachbesetzt wurde.
Zudem gebe es ein Patt zwischen zwei politischen Flügeln, denen jeweils zwei der Mitglieder zugerechnet würden, hieß es in der „FAZ“ weiter. Dabei wurden in dem Bericht Monika Schnitzer und Achim Truger eher als „links“ eingestuft, Wieland und Veronika Grimm eher auf der anderen Seite verortet. Die Konstellation sei schwierig gewesen, „weil mehrmals klare Mehrheiten für inhaltliche Positionen fehlten“, zitierte das Blatt dazu Wieland.
Der Sachverständigenrat der sogenannten Wirtschaftsweisen legt jeweils bis Mitte November ein Jahresgutachten zur wirtschaftlichen Entwicklung vor. Ergänzt wird dieses durch eine Konjunkturprognose jeweils Mitte März sowie durch Sondergutachten zu ausgewählten Themen. Wieland hatte sich laut „FAZ“ vergeblich dafür eingesetzt, das umfassende Jahresgutachten durch mehrere und dafür schlankere und kürzere Gutachten zu ersetzen.