Der Ukraine-Krieg hat die Diskussion über Fracking als einen möglichen Weg aus der Energieabhängigkeit von Russland angefacht. Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, forderte eine „ernsthafte Prüfung“ der Technologie, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erteilte Fracking eine Absage.
Wie funktioniert Fracking?
Beim Fracking wird eine Wasser-Sand-Chemikalienmischung unter hohem Druck in Gesteinsschichten gepresst, die sehr fein verteiltes Gas oder Öl enthalten, das nicht frei fließen kann. Die Schichten werden „aufgebrochen“, um die Rohstoffe herauszudrücken.
Unterschieden wird zwischen Fracking in konventionellen und unkonventionellen Lagerstätten: In konventionellen Lagerstätten wird Gas aus Sandsteinschichten gewonnen, in denen es in Blasen vorliegt (sogenanntes Tight Gas). Hier ist weniger Flüssigkeit mit weniger Zusätzen nötig. Diese Methode wird schon seit langem genutzt, etwa um die Ausbeute von zur Neige gehenden Quellen zu erhöhen.
Im Gegensatz dazu sind Öl und Gas in unkonventionellen Lagerstätten in Schiefer- oder Kohleflözschichten direkt an die Gesteinsoberfläche gebunden und teils weder gasförmig noch flüssig. Sie müssen mit viel höherem Druck und mehr Flüssigkeit befreit werden. Die benutzten Mischungen enthalten zudem verstärkt Zusätze, die giftig sind. Darüber hinaus liegen gerade diese Lagerstätten näher an der Oberfläche und damit dichter am Grundwasser.
Ist Fracking in Deutschland möglich?
In Deutschland ist die Ausbeutung unkonventioneller Lagerstätten verboten, Fracking in konventionellen Öl- und Gasvorkommen wird aber seit langem angewandt und ist weiterhin erlaubt. Seit 2017 gelten allerdings strengere Vorschriften, beispielsweise für die verwendeten Flüssigkeiten. In Gebieten, die zur Trinkwassergewinnung genutzt werden, ist Fracking komplett verboten.
Laut Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) kommt Fracking in Deutschland seit Anfang der 60er Jahre zum Einsatz, seitdem wurden rund 320 Frackingmaßnahmen umgesetzt. Die Projekte konzentrierten sich laut Umweltbundesamt insbesondere auf Niedersachsen. Etwa ein Drittel der in Deutschland geförderten Erdgasmenge stammt laut BVEG aus Bohrungen, die mit Fracking stimuliert wurden.
Das weitere Potenzial ist laut BVEG groß: Neben den 40 Milliarden Kubikmetern Erdgas in konventionellen Lagerstätten (Stand Dezember 2020) gibt es auch große Vorkommen in unkonventionellen Lagerstätten. Hier lagern demnach weitere 450 Milliarden Kubikmeter Gas in Kohleflözen und weitere 2,3 Billionen Kubikmeter in Schiefergesteinen.
Welche Risiken birgt Fracking für die Umwelt?
Eine Förderung dieser Vorkommen gilt aus Umweltgründen als riskant: Laut Umweltorganisation Greenpeace werden pro Frack zwischen 1000 und 1600 Kubikmeter Wasser verbraucht, dieses wird mit 0,5 bis zwei Prozent Chemikalien sowie mit bis zu 20 Prozent Sand vermischt. Die Chemikalien und die Abwasserentsorgung stellen laut Umweltbundesamt eine Gefahr für das Grundwasser da. Auch die Lagerung und der Umgang mit wassergefährdenden Chemikalien ist laut Bundesumweltministerium riskant.
Immer wieder diskutiert wird auch die Gefahr von Erdbeben durch Fracking. Laut der ETH Zürich kann der Druck in den entstehenden Brüchen zwar zu einer Ausweitung des Gesteins führen. Um Erdbeben im klassischen Sinne handele es sich dabei aber nicht.
Größere Beben ereignen sich demnach nur dann, wenn ein Fracking-Bruch auf bereits existierende Spannungen im Gestein trifft – so wurden in Kanada bei Frackings in unkonventionellen Lagerstätten bereits Beben mit einer Stärke von 4,8 auf der Richterskala registriert. Laut BVEG kann auch eine mehrjährige Erdgasförderung zu einer Änderung der Spannungsverhältnisse im Untergrund führen und so schwache Beben auslösen.