Der Ukraine-Krieg und die gegen Russland verhängten Sanktionen haben zu einem deutlichen Einbruch der deutschen Exporte nach Russland geführt. Die Ausfuhren brachen im März im Vorjahresvergleich um 57,5 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro ein, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. War Russland im Februar noch das fünftwichtigste Bestimmungsland für deutsche Exporte, belegte es im März nur noch Rang zwölf.
„Der Rückgang der Exporte zeigt, dass die von der EU verhängten Sanktionen gegen Russland wirken“, sagte die Außenwirtschaftsexpertin des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Carolin Herweg, am Donnerstag auf AFP-Anfrage. Die von Sanktionen betroffenen Güter hatten demnach bislang einen großen Anteil am deutschen Exportvolumen.
Vor Beginn des Ukraine-Kriegs waren laut Statistik im Januar vor allem Maschinen im Wert von 413 Millionen Euro, Autos und Autoteile im Wert von 349 Millionen Euro und chemische Erzeugnisse im Wert von 281 Millionen Euro nach Russland gegangen. Insgesamt hatten die Ausfuhren nach Russland im Januar noch um 30,7 Prozent im Vorjahresvergleich zugelegt.
Gerade diese Bereiche seien nun aber von Sanktionen betroffen, erklärte DIHK-Expertin Herweg: „Die Sanktionsmaßnahmen umfassen Ausfuhrbeschränkungen und -verbote unter anderem etwa für bestimmte Maschinen, Fahrzeuge, Technologien und Chemikalien.“ Solange die Sanktionsmaßnahmen in Kraft bleiben, sei Handel in diesen Bereichen nicht möglich.
Für einzelne Unternehmen stellt der Einbruch der Handelsbeziehungen mit Russland Herweg zufolge zwar einen herben Verlust dar. Insgesamt sei der Anteil der Exporte nach Russland am deutschen Außenhandel jedoch vergleichsweise gering. Im Jahr 2021 betrug dieser Anteil lediglich 1,9 Prozent.
Bei dem Abwärtstrend handelt es sich laut dem Vorsitzenden des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Oliver Hermes, um „keine Momentaufnahme“. Die Tendenz werde sich in den kommenden Monaten vielmehr weiter verstärken. Die Sanktionen gegen Russland hätten „schnelle Wirkung“ gezeigt, sagte Hermes AFP.
Der Ost-Ausschuss unterstütze die Sanktionen gegen Russland „ohne Vorbehalte“ und setze gleichzeitig auf die in Aussicht gestellten Überbrückungskredite und Bürgschaften für betroffene Unternehmen in Deutschland. „Je schneller und unbürokratischer die Unternehmen Unterstützung erhalten, desto eher wird die deutsche Wirtschaft die Sanktions- und Kriegsfolgen ohne dauerhafte Schäden und größere Arbeitsplatzverluste überstehen“, sagte Hermes.
Neben den Sanktionen dürfte für den Rückgang des Außenhandels mit Russland auch die von der Bundesregierung beschlossene Aussetzung der Bewilligung sogenannter Hermes-Bürgschaften und Investitionsgarantien für Russland-Exporte und Investitionen deutscher Firmen verantwortlich sein. Bereits einen Tag nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar hatte der Bund diese Garantien gestoppt.
Mit den Export-Kreditgarantien sichert die Bundesrepublik seit 1949 Ausfuhren deutscher Unternehmen ab. Die Hermes-Bürgschaften schützen deutsche Unternehmen dabei vor Verlusten durch ausbleibende Zahlungen für ihre Exporte; die Investitionsgarantien schützen Direktinvestitionen deutscher Firmen gegen politische Risiken im Zielland.
Viele deutsche Unternehmen haben sich wegen des Ukraine-Kriegs schon komplett aus Russland zurückgezogen. Läden und Produktionsstätten wurden geschlossen, Im- und Exporte gestoppt.