Die Bundesregierung will endlich schwere Waffen an die Ukraine liefern und hat grünes Licht für die Abgabe ausgemusterter Bundeswehr-Panzer gegeben. Die Flugabwehrpanzer des Typs Gepard sollten die Ukraine im Kampf gegen die russische Invasionsarmee unterstützen, sagte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Dienstag bei einem internationalen Ministertreffen auf der US-Basis Ramstein in Rheinland-Pfalz. Die USA kündigten eine monatliche Kontaktgruppe zur besseren Koordinierung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine an.
Die Gepard-Panzer stammen aus den Beständen des Rüstungskonzerns Krauss-Maffei Wegmann (KMW), der nach eigenen Angaben derzeit über rund 50 lieferbare Panzer des Typs verfügt. Der Rüstungskonzern hatte bereits kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine um die Genehmigung zur Ausfuhr der Panzer gebeten. Die Bundesregierung kam dieser Bitte am Montag nach, wie Lambrecht am Dienstag mitteilte.
Nach Angaben aus Regierungskreisen gegenüber AFP könnten die Panzer direkt von KMW an die Ukraine ausgeliefert werden, es ist kein Ringtausch-Geschäft vorgesehen. Die Kosten könnten von Deutschland oder der Nato getragen werden.
Die Gepard-Panzer wurden vor rund zehn Jahren von der Bundeswehr ausgemustert und in den Bestand des KMW-Konzerns überführt. Vor der Auslieferung an die Ukraine müssen sie technisch überholt werden. Die Panzer könnten aber „relativ schnell wieder einsatzfähig gemacht werden“, sagte KMW-Chef Ralf Ketzel kürzlich der „Welt“.
Die Gepard-Panzer sind vor allem für die Luftabwehr konzipiert, sie können aber auch Ziele am Boden angreifen und zerstören – etwa Panzer. Es handele sich bei den Gepards um ein „mächtiges System“, dessen zwei 35-Millimeter-Kanonen mehr Kampfkraft hätten als etwa ein Schützenpanzer, hieß es aus der Bundeswehr gegenüber AFP.
Wie die „Bild“-Zeitung (Mittwochsausgabe) aus Regierungskreisen meldet, hat Hersteller KMW aktuell jedoch nur rund 23.000 Schuss Munition für das Hauptwaffensystem des Gepard vorrätig. Die beiden schweren Hauptwaffen des Panzers benötigen demnach pro Minute etwa 1100 Schuss. Das Bundesverteidigungsministerium und KMW suchen laut „Bild“ deshalb nun nach hunderttausenden weiteren Schuss Munition für den Gepard. Dabei würden vor allem die aktuellen Betreiber des Gepard, Jordanien, Brasilien und Katar angefragt.
Die „Bild“ berichtete unter Berufung auf Regierungskreise weiter, dass fünf der 50 Panzer sofort in die Ukraine geliefert werden. Die restlichen 45 Panzer sollen bis zu 25. Juni die Ukraine erreichen. Allerdings gehen Sicherheitskreise der Zeitung zufolge davon aus, dass das aufwendige Basistraining des Richtschützen des Gepard sechs Wochen in Anspruch nimmt.
Lambrechts Ankündigung der Lieferung erfolgte kurz vor Beginn des internationalen Ministertreffens, zu dem die USA rund 40 Länder auf den Stützpunkt Ramstein geladen hatten. Pentagon-Chef Lloyd Austin kündigte nach dem Treffen eine monatliche Kontaktgruppe zur besseren Koordinierung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine an. „Um sicherzustellen, dass wir unsere Fortschritte weiter ausbauen, werden wir dieses Forum über den heutigen Tag hinaus verlängern“, sagte Austin.
„Die Kontaktgruppe wird ein Instrument, um unsere Unterstützung zu koordinieren und uns darauf zu konzentrieren, den heutigen Kampf und die kommenden Kämpfe zu gewinnen“, sagte Austin weiter. Die monatlichen Treffen könnten persönlich, virtuell oder in einem gemischten Format stattfinden.
Lambrecht verwahrte sich bei dem Treffen gegen den Vorwurf, dass Deutschland zu wenig Unterstützung für die Ukraine leiste. „Es hat in diesem Zusammenhang in den vergangenen Wochen auch Kritik an Deutschland gegeben“, sagte sie. „Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache.“
Deutschland werde die Lieferung schwerer Waffen im Ringtausch-Verfahren ausbauen, sagte Lambrecht. Partner in Osteuropa würden „Gerät aus sowjetischer Produktion an die Ukraine geben und wir füllen diese Lücken auf. Hier kann man noch mehr tun, wir sind dazu bereit.“ Deutschland werde sich zudem stärker bei der Ausbildung ukrainischer Truppen an Artilleriesystemen auf deutschem Boden engagieren, kündigte die Ministerin an.