Die Unstatistik des Monats ist eine Studie des britischen Vergleichsportals „Scrap Car“ für Gebrauchtwagen, nach der die Automarke, die Antriebsart eines Autos oder dessen Farbe viel über Intelligenz des Fahrers verraten sollen. Darüber berichteten zahlreiche Medien. Nach den Ergebnissen dieser Studien haben Skoda-Fahrer den höchsten Intelligenzquotienten, gefolgt von Besitzern von Autos der Marken Suzuki und Peugeot.
Das sind die dümmsten Autofahrer
Am dümmsten sind Fahrer der Marken BMW, Fiat und Land Rover. Auch von der Farbe und der Antriebsart eines Autos könne man Rückschlüsse auf die Intelligenz der Fahrer ziehen: Weiße und graue sowie benzingetriebene PKWs haben relativ schlaue Fahrer. Ist das Auto hingegen silbern oder grün oder ein Elektrofahrzeug, ist der Fahrer vergleichsweise dumm. Und wenn der Fahrer sein Kennzeichen personalisieren lässt, ist dieser ebenfalls eher dumm.
Was wurde in der Studie gemacht?
Das Vergleichsportal hat 2.024 Autofahrer in Großbritannien nach den Eigenschaften ihres Fahrzeugs befragen lassen. Darüber hinaus haben die Teilnehmer einen kurzen Intelligenzquotienten (IQ)-Test gemacht, indem sie 20 Fragen beantwortet haben. Fünf Marken wurden nicht berücksichtigt, weil zu wenige Antworten vorlagen. Auf Basis dieser Umfrage wurde dann für die verschiedenen Fahrzeugeigenschaften der IQ des Fahrers berechnet.
Bei kleineren Stichproben ist Angabe zur Unsicherheit der Schätzung nötig
Um die Ergebnisse dieser Studie richtig einschätzen zu können, benötigt man einige wenige Informationen über die Verteilung des IQ in einer Bevölkerung. Die vor ungefähr 100 Jahren erstmals entwickelten IQ-Tests folgen typischerweise einer Normalverteilung mit einem Mittelwert von 100 und einer Standardabweichung von 15. Das bedeutet, dass in einer Bevölkerung der durchschnittliche IQ immer 100 beträgt und ungefähr 68 Prozent der Bevölkerung einen IQ zwischen 85 und 115 (der sogenannte Durchschnittsbereich) hat.
Diese Werte sind jedoch nur für eine große Bevölkerung korrekt, nicht für eine kleine Stichprobe der Bevölkerung. Und genau hier liegt das zentrale Problem. Bei der Verwendung von Stichproben können die geschätzten Durchschnitte (hier die IQ-Werte) zufällig von dem (wahren) Durchschnittswert in der Bevölkerung abweichen. Daher sollte man in solchen Fällen immer die Unsicherheit der Schätzung angeben, was leider nach wie vor sehr häufig nicht erfolgt – auch in diesem Fall. Daher ist weitgehend unklar, ob sich die betrachteten Gruppen wirklich, zumindest aus statistischer Sicht, unterscheiden.
IQ-Verteilung deutet auf Messfehler hin
Nicht mehr durch Zufall zu erklären ist allerdings, dass alle in der Studie ausgewiesenen Gruppen einen durchschnittlichen IQ-Wert von unter 100 haben. Eigentlich würde man erwarten, dass zumindest einige der Gruppen einen durchschnittlichen IQ-Wert von über 100 erreichen, wenn der Test tatsächlich im Schnitt einen IQ-Wert von 100 liefern würde. Vielmehr liegen die befragten britischen Autofahrer im Schnitt bei einem IQ von knapp 94. Aufgrund eines Stichprobenfehlers kann das natürlich passieren – dies ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Nun könnte man vermuten, dass Autofahrer grundsätzlich dümmer sind als Fahrradfahrer oder ÖPNV-Nutzer.
Eine vernünftigere Erklärung ist aber, dass in der Studie nur ein sehr verkürzter IQ-Test verwendet wurde und dies zu weiteren Messfehlern führt.
Fazit
Mach dir keine Sorgen, wenn Du einen BMW oder Fiat fährst, Du bist nicht dümmer oder klüger als Skoda- oder Suzuki-Fahrer. Und viel wichtiger: Du wirst auch nicht klüger, wenn Du von einem BMW auf einen Skoda umsteigst, oder dümmer, wenn Du von einem Suzuki auf einen Fiat umsteigst. Nur wenn Du einen vollelektrischen grünen Land Rover fährst, solltest Du dir Gedanken machen. Aber die werden erst im Jahr 2024 angeboten.