Die Klimaschützerin Luisa Neubauer hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, einer Einstufung von Erdgas als nachhaltig auf EU-Ebene nicht zuzustimmen. Nichts an Erdgas sei „grün“, sagte die Fridays-for-Future-Aktivistin der Nachrichtenagentur AFP. Noch im Wahlkampf habe der SPD-Politiker auf Plakaten für sich als „Klimakanzler“ geworben. „Scholz ist gut beraten, keinen Augenblick zu denken, dass wir weggucken.“ Neubauer verwies dabei darauf, dass es schon vergangenes Jahr „deutschlandweite Anti-Erdgasproteste“ gegeben habe.
Neubauer forderte alle Parteien der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP auf, sich gegen das Vorhaben zu stellen. „Denn alle haben sich auf den 1,5-Grad-Pfad verpflichtet. Allen voran natürlich Scholz, der dafür in Brüssel gerade stehen müsste.“ Dies könne auch „nicht entschuldigt werden durch die potenzielle Inkonsequenz der Grünen in der Frage“.
Die EU-Kommission will den Mitgliedstaaten demnächst einen Vorschlag unterbreiten, welche Energieformen als „grün“ eingestuft werden sollen. Die sogenannte Taxonomie Brüssels käme einer Empfehlung an Finanzinvestoren gleich, in die aufgenommenen Energiebereiche zu investieren. Länder wie Frankreich dringen dabei darauf, auch Atomkraft als nachhaltig zu bewerten.
Neubauer fürchtet, dass mit der Entscheidung für Erdgas und Atomkraft weniger Investitionen in erneuerbare Energien fließen könnten. „Was den Umbau bei erneuerbaren Energien blockiert, sind Investitionen in Atom und Gas“, sagte sie.
Gleichzeitig verwies die Klimaaktivistin auf die Signalwirkung der Entscheidung Deutschlands. „Die Bundesregierung weiß, welche unglaubliche politische Macht sie in Europa hat“, sagte sie. „Es steht ganz viel auf dem Spiel mit der Entscheidung von Scholz.“