Der Mainzer Sozialmediziner Gerhard Trabert tritt als Präsidentschaftskandidat der Linken an – und grenzt sich dabei klar von Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier ab. „Die Themen soziale Benachteiligung und Armut, die haben bisher bei ihm keine große Rolle gespielt“, sagte Trabert der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstagsausgabe). Auch bei der Situation von geflüchteten Menschen gebe es bei Steinmeier „weiße Flecken“. Traberts Kandidatur gilt als aussichtslos.
Gerade der Bundespräsident habe in seinen Augen auch eine soziale Verantwortung, diese Themen aufzugreifen und die Politik in die Pflicht zu nehmen, sagte Trabert der Zeitung. „Als Staatsoberhaupt repräsentiert er die Einheit des Staates. Und zu dieser Einheit gehört für mich ganz wesentlich, dass die im Grundgesetz verbürgten Menschenrechte für alle Menschen gelten.“
Der 65-jährige Arzt und Sozialarbeiter Trabert aus Mainz tritt am 13. Februar gegen den früheren SPD-Politiker Steinmeier an. Traberts Kandidatur gilt aber als aussichtslos, weil sowohl die Parteien der Ampel-Koalition als auch die Union den Amtsinhaber unterstützen. Die Linke will Trabert am Dienstag als ihren Kandidaten öffentlich vorstellen. Sie verfügt Berichten zufolge in der Bundesversammlung über lediglich 71 von 1472 Stimmen.
Trabert sagte, er hoffe, dass von dem, was er in den kommenden Wochen als Kandidat sagen werde, auch etwas hängen bleibe. „Ich könnte mir auch vorstellen, dass Vertreter anderer Parteien – etwa der Grünen oder des linken Flügels der SPD – auch nicht mit allem zufrieden sind, was Frank-Walter Steinmeier verkörpert.“
Ähnlich äußerte sich Trabert in der „Frankfurter Rundschau“. Sein Motto laute ‚Mehr soziale Gerechtigkeit wagen‘ – „in Anlehnung an das, was Willy Brandt gesagt hat – Mehr Demokratie wagen“. Sein Ziel sei es, das Thema soziale Ungerechtigkeit, das Thema Armut in einem reichen Land in den Fokus der öffentlichen Diskussion zu bringen. „Gerade unter Corona-Bedingungen bin ich enttäuscht, dass man sich mit der Lebenssituation von armen Menschen überhaupt nicht auseinandersetzt.“
Trabert, der als Arzt verschiedene Organisationen für die Gesundheitsversorgung ärmerer Menschen gegründet hat, ist auch in der Seenotrettung aktiv und war bereits mehrfach auf Missionen an Bord. „Ich mache mir keine Illusion, die Wahl gewinnen zu können“, erklärte er in einer Mitteilung des Vereins Resqship. „Aber es ist so wichtig, gerade in der heutigen Zeit, Themen wie soziale Gerechtigkeit, Pflege und deren Entlohnung, Flucht und Migration und in Verbindung damit zivile Seenotrettung in den Fokus der öffentlichen Diskussion zu bringen.“
„Es ist ein Skandal, dass die zivile Seenotrettung auch noch kriminalisiert wird. Es braucht ein gesamteuropäisches Rettungskonzept, fügte Trabert in der „Frankfurter Rundschau“ hinzu.