Die MV Werften mit Standorten in Wismar, Rostock und Stralsund sowie die Lloyd-Werft in Bremerhaven haben am Montag Insolvenzanträge gestellt. Das bestätigten am Montag Sprecher der Amtsgerichte in Schwerin und Bremerhaven der Nachrichtenagentur AFP. Die Unternehmen gehören zur Genting-Gruppe in Hongkong.
Der Betrieb auf der Werft in Wismar laufe vorerst weiter, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Die MV Werften beschäftigen derzeit nach eigenen Angaben knapp 2000 Mitarbeiter. Der Insolvenz der MV Werften waren wochenlange Verhandlungen zwischen dem Unternehmen, dem Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern vorausgegangen.
Auf der Werft in Wismar ist nach Angaben des Sprechers das weltgrößte Kreuzfahrtschiff „Global One“ zu 80 Prozent fertiggestellt. Das Unternehmen braucht demnach allerdings finanzielle Hilfen, um das Schiff fertigstellen zu können. Zuletzt ging es um 600 Millionen Euro. Es waren Gespräche, bei denen man bisher „offensichtlich nicht zueinander gefunden hat“, sagte der Unternehmenssprecher.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte, die Bundesregierung habe, „alle Hebel in Bewegung gesetzt“, um die Insolvenz der MV Werften zu vermeiden und so die Arbeitsplätze zu retten. „Allerdings haben die Eigentümer unser Hilfsangebot ausgeschlagen; die Anmeldung der Insolvenz ist die Folge“, fügte er hinzu.
Wie aus Regierungskreisen verlautete, forderte der Bund von den Eigentümern der Genting-Gruppe, sich an der Rettung der Werften mit bis zu 60 Millionen Euro selbst zu beteiligen. Dies sei nicht geschehen.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuele Schwesig (SPD) bezeichnete die Insolvenz der MV Werften als „sehr bitter“, insbesondere weil Bund und Land Unterstützung angeboten hätten.
Der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, sagte: „Dieser Montag ist ein schwarzer Tag für den Schiffbau in Deutschland.“ Es sei ernüchternd, dass die Verhandlungen zu keiner Lösung geführt hätten. „Das Vertrauen auf allen Seiten scheint endgültig aufgebraucht.“ Auch in der Insolvenz müsse es möglich sein, das Kreuzfahrtschiff „Global One“ auf der Werft in Wismar fertigzustellen. „Ein Weiterbau sichert Arbeit für hunderte Beschäftigte und steigert den Wert bei einem Verkauf“, sagte Friedrich.
Die Werften-Beauftragte der Bundesregierung, Claudia Müller (Grüne), betonte, die Werften seien eine Zukunftsindustrie für Mecklenburg-Vorpommern. „Wir sehen im Bereich der Offshore-Energie große Potenziale auch für die Werften. Wir stehen vor der Herausforderung, die Schifffahrt klimaneutral zu gestalten“, so Müller. Mit der Schweriner Landesregierung und der Industrie müsse nun gesprochen werden, „um hier Ideen zu entwickeln auch diese Werften, diese Standorte weiterzuentwickeln und ihnen eine Perspektive zu geben“.
Nach Ansicht der AfD handelt es sich um eine „Pleite mit Ansage“. Die MV Werften hätten schon vor der Corona-Krise Zahlungsprobleme gehabt, kritisierte AfD-Landessprecher Leif-Erik Holm.
Am vergangenen Freitag hatte Genting die fällige Zahlung der Dezember-Löhne verschoben. Am Wochenende hatten Vertreter des Unternehmens und der Politik weiter verhandelt. Wie ein Gerichtssprecher sagte, wird sich am Dienstag das Landgericht Schwerin erneut mit einer Klage von Genting Hongkong gegen das Land Mecklenburg-Vorpommern beschäftigen. Genting klagt auf Auszahlung von 88 Millionen US-Dollar aus einem Darlehensvertrag aus dem Jahr 2021.