Ein deutsch-französisches Duo für Europa

Symbolbild: Europäische Union
Symbolbild: Europäische Union

Sie sind politische Überflieger derselben Generation, haben ausgiebig internationale Erfahrung und wollen Europa nach vorne bringen: Die deutsche Staatsministerin für Europa Anna Lührmann (Grüne) und ihr französischer Kollege Clément Beaune sind das neue deutsch-französische Paar fürs Handfeste. Wo Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Präsident Emmanuel Macron große Worte machen, müssen Lührmann und Beaune sich später um die Details kümmern.

„Die Chemie hat gleich gestimmt“, sagte die 38-Jährige über ihr erstes Treffen mit dem zwei Jahre älteren Beaune gleich nach ihrem Amtsantritt. Sie hätten Englisch gesprochen, aber auch Small Talk auf Französisch gemacht und „viel gelacht“. Lührmann hat Kindheitserinnerungen an die Insel Noirmoutier und mehrfach Freundinnen in Paris besucht.

Beide haben sich früh der Politik verschrieben. Lührmann war mit 19 die jüngste Abgeordnete aller Zeiten im Bundestag, Beaune hat an den Elite-Hochschulen SciencesPo und ENA studiert und jahrelang die Karriere von Macron als Berater begleitet. „Die Umweltzerstörung hat mich schon als Kind und Jugendliche mit Sorge erfüllt“, sagte Lührmann in einem AFP-Gespräch.

Während Lührmann als unkonventionelle Diplomatengattin im Sudan studierte und als Juniorprofessorin in Schweden arbeitete, bereiste Beaune die Welt als Sherpa, Macrons Unterhändler für internationale Gipfeltreffen. Dabei ließen sich beide intensiv auf ihre Gastländer ein. Beaune blieb bei Auslandsbesuchen oft eine Nacht länger, um persönliche Kontakte zu vertiefen – was sich später bei schwierigen Verhandlungen auszahlte.

Mit der Berufung in die jeweilige Regierungsmannschaft sind Lührmann und Beaune ins öffentliche Rampenlicht getreten – und fühlen sich dort sichtlich wohl. Beaune ist nahezu täglich in den französischen Medien zu sehen, zu hören oder zu lesen. Lührmann lässt ihrerseits erkennen, dass sie ihr Amt mit Begeisterung ausfüllen wird.

Dass Frankreich und Deutschland nicht immer einer Meinung sind, etwa bei Atomkraft und Haushaltsregeln, schreckt sie nicht. „Wir müssen respektieren, wenn wir unterschiedliche Positionen haben und dabei nicht die Themen aus dem Blick verlieren, bei denen wir gemeinsam vorankommen wollen“, meint Lührmann. „Wir nehmen Spannungen mit Deutschland in Kauf“, sagte Beaune kurz nach der Bundestagswahl. „Aber gerade weil wir in Paris und Berlin nicht dasselbe denken, müssen wir den Konsens auf europäischer Ebene finden“, fügte er hinzu.

Beaune war einer der Hauptautoren der programmatischen Macron-Rede zur Zukunft Europas an der Sorbonne 2017 – und will nun den französischen EU-Ratsvorsitz nutzen, um Frankreichs Vorhaben voranzubringen. Bei vielen Themen kann Paris auf deutsche Unterstützung setzen. „Klimaschutz, Rechtsstaatlichkeit, strategische Souveränität“, zählt Lührmann auf – nuanciert aber gleich: „Uns ist wichtig, dass sich Sicherheit nicht eindimensional auf Verteidigung bezieht“, betont sie. Auch Energieversorgung, Menschenrechte und gesunde Umwelt machten Sicherheit aus.

Lührmann hat eine 13 Jahre alte Tochter, die sie gebeten hat, sie auf eine Klima-Demo zu begleiten. Das habe ihren Wunsch verstärkt, wieder zurück in die Politik zu gehen, sagte sie später. Beaune hatte sich kurz nach seiner Ernennung zum Staatssekretär öffentlich zu seiner Homosexualität geäußert – um anderen jungen Menschen Mut zu machen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden.

In den kommenden Monaten werden Lührmann und Beaune häufig miteinander zu tun haben. Aber möglicherweise wird das Polit-Paar gar nicht lange halten, denn Beaune ist bereits als Macrons Wahlkampfchef im Gespräch.

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