Der Rückgang von Tierarten, die Pflanzensamen in der Umgebung verbreiten, beeinträchtigt einer Studie zufolge auch die Möglichkeiten der Pflanzen, sich angesichts der zunehmenden Erderwärmung in angemessenere Lebensräume zurückzuziehen. Laut der am Donnerstag in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlichten Studie besteht eine Wechselwirkung zwischen dem Verlust der biologischen Vielfalt und der globalen Klimakrise.
„Wenn wir Vögel und Säugetiere verlieren, verlieren wir nicht nur die Arten selbst. Wir verlieren diese wichtige ökologische Funktion, nämlich die Ausbreitung von Samen“, sagte der Hauptautor der Studie, Evan Fricke von der Rice Universität der Nachrichtenagentur AFP. Etwa die Hälfte aller Pflanzen sind darauf angewiesen, dass Tiere ihre Samen oder Früchte fressen und ausscheiden oder auf andere Weise verbreiten. Anderen genügt der Wind zur Verbreitung der Samen.
Das US-dänische Forscherteam erstellte eine Karte, die die Beiträge von Vogel- und Säugetierarten bei der Verbreitung von Samen aufzeigt. Zudem verglichen die Forscher heutige Daten mit Modellen, in denen sie die Situation ohne das vom Menschen verursachte Aussterben vieler Tierarten und der damit einhergehenden Verringerung der Verbreitungsgebiete berechneten.
Laut Studie zeigte sich, dass die Verluste bei der Samenverbreitung insbesondere in den gemäßigten Regionen Nordamerikas, Europas, Südamerikas und Australiens groß waren – obwohl dort nur wenige Prozent der ehemals beheimateten Säugetier- und Vogelarten verschwunden sind.
Die Ergebnisse deuten den Forschern zufolge darauf hin, dass eine Wiederansiedlung bestimmter Tierarten in gewissen Regionen dem Kampf gegen den Klimawandel zuträglich sein könnte. „Der Rückgang von Tieren kann ökologische Netzwerke in einer Weise stören, die die Klimaresistenz ganzer Ökosysteme bedroht“, betonte Fricke.
Die Studie quantifiziert das Problem erstmals auf globaler Ebene: Die Forscher schätzen, dass die Fähigkeit der von Tieren verbreiteten Pflanzen, mit dem Klimawandel Schritt zu halten, durch den Verlust wichtiger Tierarten bereits um 60 Prozent reduziert wurde.