Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße hat „Respekt“ für das öffentliche Outing von dutzenden Mitarbeiter der katholischen Kirche als queer geäußert und Änderungen in seiner Institution angemahnt. „Eine Kirche, in der man sich wegen seiner sexuellen Orientierung verstecken muss, kann nach meinem Dafürhalten nicht im Sinne Jesu sein“, erklärte Heße am Montag in Hamburg. Er sei „gerne zum Dialog bereit“ und biete den Unterzeichnern und Unterzeichnerinnen der Aktion aus seinem Bistum ein Gespräch an.
„Wir sind stets zur Authentizität und Transparenz aufgerufen vor Gott und selbstverständlich auch voreinander – davor darf und soll es keine Furcht geben“, hieß es in der vom Hamburger Erzbistum verbreiteten Stellungnahme Heßes. Das Thema werde auch beim sogenannten synodalen Weg behandelt. Die Diskussion dort solle seiner Auffassung nach „zu einer Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral und auch des kirchlichen Arbeitsrechts führen“. Er wolle sich daran beteiligen.
Am Sonntag war unter dem Titel „#OutInChurch“ eine Internetseite freigeschaltet worden, auf der sich zahlreiche hauptamtliche, ehrenamtliche und ehemalige Mitarbeiter in kirchlichen Einrichtungen öffentlich zu ihren sexuellen Orientierungen bekannten, die nicht den Lehren der Kirche entsprechen. In der Folge dieses bisher einmaligen Schritts drohen ihnen berufliche Konsequenzen. Unter den Teilnehmern sind unter anderem Priester, Ärzte, Lehrer und Leiter in Jugendverbänden.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fordern unter anderem, dass sie „ohne Angst offen leben und arbeiten können“ und dass Menschen mit nicht-heterosexueller Orientierung einen „diskriminierungsfreien Zugang zu allen Handlungs- und Berufsfeldern der Kirche erhalten“. Dafür müsse das kirchliche Arbeitsrecht dahingehend geändert werden, dass eine offene nicht-heterosexuelle Partnerschaft „niemals als Loyalitätsverstoß oder Kündigungsgrund gewertet werden“ dürfe.
Der aus dem Englischen stammende Begriff „queer“ bezeichnet generell all jene sexuellen oder geschlechtlichen Identitäten, die von der heterosexuellen Mehrheit abweichen. Darunter fallen etwa homo-, trans- oder intersexuelle Menschen. Der Begriff hat damit ein deutlich weiteres Bedeutungsfeld als ältere Begriffe wie etwa „schwul“ oder „lesbisch“.