Der neue Bundesbankpräsident Joachim Nagel rechnet auch in diesem Jahr mit einer hohen Inflation. Seine Fachleute gingen von „deutlich über vier Prozent“ Preissteigerung im Jahresdurchschnitt aus, sagte Nagel der Wochenzeitung „Die Zeit“ laut Meldung vom Mittwoch. Er mahnte die Europäische Zentralbank zum Handeln. „Wenn sich das Bild bis März nicht ändern sollte, werde ich mich dafür aussprechen, die Geldpolitik zu normalisieren.“
Nach seiner Einschätzung seien die wirtschaftlichen Kosten deutlich höher, wenn zu spät gehandelt werde. Nagel, der erst im Januar sein Amt angetreten und Notenbankchef Jens Weidmann abgelöst hatte, warnte andernfalls vor heftigen Folgen an den Aktienmärkten. „Wenn wir zu lange warten und dann massiver handeln müssen, können die Marktschwankungen stärker ausfallen.“
Nagel stellte zudem zeitnahe Zinserhöhungen in Aussicht. Zunächst müssten aber die Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen aufhören. „Der erste Schritt ist, die Nettoankäufe von Anleihen im Lauf des Jahres 2022 zu beenden“, sagte er der „Zeit“. Dann könnten die Zinsen „noch in diesem Jahr steigen“.
Im Dezember hatte die Bundesbank die Inflation in diesem Jahr auf im Schnitt 3,6 Prozent geschätzt. 2021 hatte die Teuerung 3,1 Prozent betragen – das war der höchste Wert seit 1993.