Der Ukraine-Konflikt unterstreicht die deutsche Abhängigkeit von russischem Gas

Symbolbild: Gasflamme
Symbolbild: Gasflamme

Deutschland bezieht mehr als die Hälfte seiner Erdgasimporte aus Russland – ist also stark abhängig von den Lieferungen. Der russische Angriff auf die Ukraine und die Sanktionen des Westens gegen Moskau werden Auswirkungen auf diese Geschäftsbeziehung haben. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) warnt bereits vor weiter steigenden Preisen.

Wieviel Erdgas bekommt Deutschland aus Russland?

Deutschland verbraucht deutlich mehr Erdgas als es selber produzieren kann. Laut Energiekonzern BP verbrauchte die Bundesrepublik 2020 rund 86,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas – produziert wurden hierzulande jedoch lediglich 4,5 Milliarden Kubikmeter. Der eigene Bedarf ist also lediglich zu rund fünf Prozent abgedeckt.

Ein Großteil der nötigen Einfuhren stammt aus Russland: 2020 waren es 56,3 Milliarden Kubikmeter, das entsprach rund 55 Prozent der Importe. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums blieb dieser Anteil 2021 in etwa gleich. Weitere wichtige Gaslieferanten sind Norwegen (rund 31 Prozent) und die Niederlande (rund 13 Prozent).

Wie wird sich die Krise auf die Energiepreise auswirken?

Habeck sagte am Donnerstagmorgen, der Angriff Russlands auf die Ukraine werde kurzfristig zu weiter steigende Preisen an den Rohstoffmärkten führen. Die Bundesregierung bemühe sich um eine Diversifizierung der Energieversorgung – Erdgas, Öl und auch Kohle müssten künftig verstärkt aus anderen Ländern eingekauft werden. „Mittel- und langfristig“ könnten sich die Preise „auf einem tragbaren Niveau“ einpendeln.

Der Minister warf Russland vor, die aktuell hohen Preise durch Verknappung des Angebots nach oben getrieben zu haben. Laut Berechnungen des Branchendienstes S&P Global Platts, die dem „Spiegel“ vorliegen, lieferte der russische Staatskonzern Gazprom 2021 nur knapp 130 Milliarden Kubikmeter Gas nach Europa, rund 31 Prozent weniger als durchschnittlich in den fünf Jahren davor. Gazprom erfüllt demnach zwar seine langfristigen Lieferverträge, verkauft aber anders als sonst kein zusätzliches Gas am Spotmarkt.

Wie steht es aktuell um die Gasvorräte in Deutschland und der EU?

Die Gasspeicher in Deutschland mit einem Gesamtvolumen von rund 23 Milliarden Kubikmeter sind laut Zahlen der Organisation Gas Infastructure Europe (GIE) aktuell zu gut 30 Prozent befüllt. Dies entspricht in etwa dem Füllstand im Februar 2021. Im Februar 2020 allerdings waren die Speicher in Deutschland noch zu über 80 Prozent gefüllt, 2019 lag der Füllstand bei immerhin knapp 58 Prozent.

Auf europäischer Ebene zeigt sich ein ähnliches Bild: Europaweit sind die Speicher aktuell zu rund 30 Prozent gefüllt, im Vorjahr waren es rund 38 Prozent. Im Februar 2020 waren knapp 64  Prozent der Kapazitäten ausgelastet.

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