Calypso-König Harry Belafonte wird am Dienstag 95 Jahre alt

Manfred Werner - Tsui, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Manfred Werner - Tsui, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Mit seinem Hit „Banana Boat Song“ brachte Harry Belafonte in den 1950er Jahren karibische Leichtigkeit in den musikalischen Mainstream in den USA. Doch als seichter Entertainer hat sich der Sänger und Schauspieler nie verstanden, ganz im Gegenteil: Belafonte, der am Dienstag 95 Jahre alt wird, ist als Bürgerrechtsaktivist und für sein Engagement im Kampf gegen Armut bekannt – und für sein manchmal streitbares Auftreten.

Schon seinen Ohrwurm „Banana Boat Song“, der auf einem jamaikanischen Volkslied basiert, wollte Belafonte nicht als Gute-Laune-Musik verstanden wissen. In dem Song gehe es vielmehr um die Forderung von Arbeitern nach fairen Löhnen.

So oder so hatte das Lied enormen Erfolg. Das Album „Calypso“ aus dem Jahr 1956 mit dem „Banana Boat Song“ wurde zur ersten Platte eines Solokünstlers in der US-Geschichte, die sich mehr als eine Million Mal verkaufte. Der Sänger wurde zum King of Calypso, zum König des Calypso – einem afro-karibischen Musikstil.

Belafonte wurde am 1. März 1927 im New Yorker Stadtteil Harlem als Sohn einer Jamaikanerin und eines Vaters von der französischen Karibikinsel Martinique geboren. Er verbrachte einen Teil seiner Kindheit auf Jamaika, kehrte dann aber nach New York zurück. Während des Zweiten Weltkriegs schmiss er die Schule und diente in der US-Marine, bevor er einen Job als Hausmeister fand.

Als Trinkgeld geschenkte Theaterkarten waren es dann, die bei ihm die Faszination für die Bühne weckten. Der blendend aussehende Belafonte nahm Schauspielunterricht und hatte bald Erfolg als Darsteller und Sänger. In der Zeit lernte er auch den gleichaltrigen Sidney Poitier kennen, der ein enger Freund und später ein Oscar-gekrönter Hollywood-Star werden sollte – und der im vergangenen Januar im Alter von 94 Jahren verstarb.

Wie auch Poitier wurde Belafonte zu einem Wegbereiter für schwarze Künstler in den USA. 1954 gewannt er als erster männlicher schwarzer Schauspieler den renommierten Theater- und Musicalpreis Tony. Für die Musikfernsehshow „Tonight with Belafonte“ gewann er sechs Jahre später als erster Afroamerikaner einen Emmy Award. In Filmen wie „Heiße Erde“ (1957) und „Wenig Chancen für morgen“ (1959) thematisierte er Rassentrennung und soziale Ungleichheit.

Den Kampf für die Gleichberechtigung von Schwarzen trug Belafonte nicht nur auf Bühne, Bildschirm und Leinwand aus: Er war ein enger Freund und Unterstützer der 1968 ermordeten Bürgerrechts-Ikone Martin Luther King Jr. „Wenn die Menschen an Aktivismus denken, denken sie immer, dass es darum geht, Opfer zu erbringen“, sagte Belafonte einmal. „Ich habe Aktivismus immer als Privileg und Chance gesehen.“

Der in späteren Jahren für seine markante Glatze bekannte Belafonte engagierte sich auch im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika und im Kampf gegen Armut. So war er der Initiator des 1985 von zahlreichen Superstars gesungenen Hits „We Are The World“, mit dem Spenden für die Opfer einer Hungersnot in Äthiopien gesammelt wurden.

Belafonte, seit 1987 Botschafter des UN-Kinderhilfswerks Unicef, kann aber auch anecken. 2006 bezeichnete er den damaligen US-Präsidenten George W. Bush bei einem Besuch bei Venezuelas umstrittenem Machthaber Hugo Chávez als den „größten Terroristen der Welt“. Bushs Außenminister Colin Powell – wie Belafonte ein Afroamerikaner mit jamaikanischen Wurzeln – verglich er einmal mit einem Sklaven, der „im Haus seines Herrn“ aufgenommen worden sei.

2012 legte sich Belafonte mit dem ebenso erfolgreichen wie einflussreichen Musiker-Ehepaar Beyoncé und Jay-Z an, dem er mangelnde „soziale Verantwortung“ unterstellte. Auch mit den Kindern von Martin Luther King Jr. zerstritt er sich.

Bekannt aber ist Belafonte – trotz aller Ecken und Kanten – als optimistischer Streiter für die gute Sache. Als er 2014 mit einem Ehren-Oscar für humanitäres Engagement ausgezeichnet wurde, zeigte sich Belafonte hoffnungsvoll, dass die Filmbranche einen wichtigen Beitrag für ein besseres Zusammenleben der Menschen leisten könne. „Ich wünschte, ich könnte noch den Rests dieses Jahrhunderts erleben, um zu sehen, was Hollywood macht.“

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