Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine will die Bundesregierung für 1,5 Milliarden Euro Flüssiggas kaufen. Diese Summe sei dem Gashändler Trading Hub Europe zur Verfügung gestellt worden, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Mittwoch in Berlin. Der Kauf werde „kurzfristig“ getätigt. Wo genau das Gas eingekauft werde, entscheide die Firma. Trading Hub Europe managt als sogenannter Marktgebietsverantwortlicher das deutsche Gasnetz.
Die Entscheidung für die Transaktion fiel offenbar sehr kurzfristig. „Aufgrund der Dringlichkeit“ sei anders als sonst üblich der Haushaltsausschuss des Bundestags nicht vorab informiert worden, sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Die Bereitstellung des Geldes sei direkt vom Finanzministerium bewilligt worden.
Dass Deutschland selbst keine Terminals hat, in denen Flüssiggas angeliefert und umgeschlagen werden kann, ist nach Angaben des Wirtschaftsministeriums kein Problem. In der europäischen Gasinfrastruktur sei in den vergangenen Jahren „sehr viel ausgebaut“ worden, unter anderem mit dem Ziel, „Liefereintrittspunkte zu diversifizieren“, sagte dessen Sprecher. Heutzutage könne Gas, das etwa im niederländischen Rotterdam ins Netz eingespeist werde, „auch bis Rumänien fließen“.
Der russische Einmarsch in die Ukraine und die daraufhin verhängten Sanktionen gegen Moskau schüren Sorgen um die Versorgungssicherheit im Energiebereich. Gerade Deutschland bezieht in hohem Maße Energierohstoffe wie Erdgas aus Russland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat bereits mehrere Maßnahmen angekündigt, um die Abhängigkeit von derartigen Importen zu verringern.
Bisher gibt es nach Angaben seines Ministeriums allerdings keine Probleme mit den Lieferungen: „Wir haben zur Zeit keine Hinweise darauf, dass Russland seine Lieferverpflichtungen, was Energierohstoffe anbetrifft, nicht erfüllt“, sagte der Sprecher.