Der Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) hat die Deutschen aufgerufen, trotz Meldungen über Engpässe bei einzelnen Nahrungsmitteln wie Sonnenblumenöl und Mehl wegen des Ukraine-Krieges keine Hamsterkäufe zu tätigen. „Wie bereits zu Beginn der Corona-Krise“ sollten sich die Kunden „untereinander solidarisch verhalten und Produkte nur in haushaltsüblichen Mengen einkaufen“, sagte Verbandssprecher Christian Böttcher den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Dienstagsausgaben).
Noch lägen dem Handelsverband keine Informationen über eine flächendeckende Unterversorgung mit Sonnenblumenöl im deutschen Einzelhandel vor, betonte Böttcher. Allerdings sei die Ukraine gerade für Deutschland ein wichtiger Rohstofflieferant für Sonnenblumenöl: „Das Land steht für 51 Prozent der auf dem Weltmarkt zur Verfügung stehenden Menge und gehört für Deutschland zu den wichtigsten Importländern.“
„Wenn durch den russischen Überfall auf die Ukraine ein so wichtiger Rohstofflieferant ausfällt, kann das sicher nicht lange ohne Auswirkungen auf die Märkte bleiben“, sagte Böttcher. Offen sei außerdem, „inwiefern steigende Kosten auf den Vorstufen in Folge des Russland-Ukraine-Krieges durch die Kette weitergegeben werden“.
„Ökonomen gehen allerdings davon aus, dass sich die allgemeine Teuerung bei Nahrungsmitteln erst einmal fortsetzt“, sagte Böttcher weiter. Längerfristige Prognosen seien aber wegen der Turbulenzen auf den Märkten derzeit nicht möglich.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) hatte zuletzt erklärt, dass er nicht mit Versorgungsengpässen wegen des Ukraine-Kriegs rechne. Deutschland ist demnach wie die Ukraine Lebensmittelexporteur bei Fleisch, Weizen und Milchprodukten. Auch Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) sah die Versorgung als „gesichert“ an, warnte jedoch vor Preissteigerungen.
Während die Auswirkungen auf Deutschland demnach begrenzt sind, hatte UN-Generalsekretär António Guterres zuletzt vor einem „Wirbelsturm des Hungers“ weltweit gewarnt. Die internationale Gemeinschaft müsse handeln, um einen „Zusammenbruch des globalen Nahrungssystems“ zu verhindern. Mehr als die Hälfte der Weizenlieferungen des Welternährungsprogramms (WFP) kämen aus der Ukraine. Die meisten Entwicklungsländer seien auf Weizenlieferungen aus Russland und der Ukraine angewiesen.