Wenn sie nebeneinander stehen, dann finden sich oft ihre Hände. In ihre Wohnung im Élysée-Palast, in der sie gemeinsam frühstücken, lassen sie niemanden hinein. Brigitte und Emmanuel Macron sind ein Paar an der Spitze Frankreichs, das von vielen als unzertrennlich beschrieben wird. Die Première Dame ist diskret in der Öffentlichkeit, spielt aber eine wichtige Rolle im Hintergrund, auch vor der Präsidentschaftswahl.
Bei seinem einzigen großen Wahlkampfauftritt erklärte er vor 30.000 Zuschauern, Brigitte sei „diejenige, die mir am meisten bedeutet, und die mich am stärksten bereichert“. Als er ihr eine Kusshand zuwarf, jubelte das Publikum und skandierte „Bri-gitte“.
„Sie hat viele Kontakte und hört vieles“, sagte er einmal dem „Figaro“. „Ich höre auf das, was sie spürt, was sie sagt und was ihr gesagt wird“, fügte er hinzu. Brigitte Macron ist für den Präsidenten Pulsmesser des Wahlvolks, seine engste Beraterin und die starke Frau an seiner Seite.
Sie drängt sich – anders als ihre Vorgängerin, die Sängerin Carla Bruni-Sarkozy – nicht ins Rampenlicht. Aber sie ist sehr aktiv: Brigitte Macron unterrichtet junge Erwachsene in einer der benachteiligten Pariser Vorstädte, sie hat eine mobile Anti-Mobbing-Einheit für Schulen mitgegründet und sie beantwortet viele Bürgerbriefe. In den vergangenen fünf Jahren hat sie mehr als 100.000 erhalten.
Gemeinsam mit der Frau des ukrainischen Präsidenten, Olena Selenska, hat sie dafür gesorgt, dass krebskranke Kinder aus der Ukraine nach Frankreich ausgeflogen wurden.
Viele Franzosen waren überrascht, als sie während des Wahlkampfs vor fünf Jahren Details aus dem Privatleben von Emmanuel Macron erfuhren. Inzwischen weiß fast jeder, dass die beiden sich in einer Theatergruppe an der Schule kennenlernten, an der sie Lehrerin und er Schüler war. Sie überwanden die Widerstände in ihren Familien und heirateten 2007 in Le Touquet.
Auch an den Altersunterschied von gut 24 Jahren haben sich die Franzosen gewöhnt – er ist mit 44 Jahren einer der jüngsten Präsidenten weltweit, sie feiert nächste Woche kurz vor der Stichwahl ihren 69. Geburtstag. Ausgerechnet der damalige US-Präsident Donald Trump, in dessen Ehe der Altersunterschied zu seiner jüngeren Frau ebenso groß ist, musste Brigitte Macron öffentlich bescheinigen: „Sie sind ja ganz schön in Form.“
Und sie hat ihren eigenen, selbstbewussten Stil. Brigitte Macron trägt gerne Louis Vuitton und Stiletto-Absätze und steht zu ihrer Haar-Verlängerung.
„Mit Normen konnte ich noch nie viel anfangen“, sagt die Première Dame über sich selbst. „Ich habe auch keine Lust zu urteilen, was einer Norm entspricht und was nicht.“ Sie ist als jüngstes von sechs Geschwistern in der Kleinstadt Amiens aufgewachsen, wo ihre Familie ein Schokoladengeschäft führte und sie später als Französisch-Lehrerin arbeitete.
Aus ihrer ersten Ehe hat sie drei Kinder und mittlerweile sieben Enkelkinder. Emmanuel Macron, der keine eigenen Kinder hat, nennt sie öffentlich mit Stolz „meine Enkelkinder“ – und sie nennen ihn „Daddy“.
Zu Beginn der Amtszeit ihres Mannes fiel es Brigitte Macron schwer, die Zwänge des neuen Lebens zu respektieren. Sie bedauerte es, ihre Enkel nicht mehr von der Schule abholen zu können und setzte gegen den Widerstand der Sicherheitsleute durch, regelmäßig mit ihrem Hund Nemo durch Paris zu spazieren.
Wie wichtig sie für den Präsidenten ist, zeigt eine Anekdote über eine Image-Broschüre, die die PR-Abteilung des Élysées hatte drucken lassen. Als Emmanuel Macron bemerkte, dass sie kein einziges Bild enthielt, das ihn mit Brigitte zeigte, ließ er die Broschüre kurzerhand wieder einstampfen.
In den Umfragen steht Brigitte besser da als Emmanuel. Etwa 55 Prozent der Franzosen vertrauen der Première Dame, während der Präsident lediglich auf 39 Prozent kommt. Es sieht aber dennoch alles danach aus, als ob die ungewöhnliche Präsidentengattin auch in den kommenden fünf Jahren im Élysée wohnen wird.