Nach ihrem Schuldspruch in den USA wegen Sexhandels ist Ghislaine Maxwell mit ihrer Forderung nach einem neuen Prozess gescheitert. Die New Yorker Bundesrichterin Alison Nathan wies am Freitag (Ortszeit) die Forderung von Maxwells Anwälten zurück, den Strafprozess neu aufzurollen. Sie hatten ihren Antrag damit begründet, dass erst im Nachhinein bekannt geworden war, dass einer der Geschworenen als Kind Opfer von sexuellem Missbrauch geworden war und deshalb womöglich voreingenommen war.
Maxwell war Ende Dezember wegen Sexhandels und anderer Vergehen schuldig gesprochen worden. Das Strafmaß soll est am 28. Juni verkündet werden. Der 60-jährigen Britin droht lebenslange Haft.
Nach dem Schuldspruch hatte einer der Geschworenen, von dem nur seine beiden Vornamen Scotty David öffentlich gemacht wurden, in Medien berichtet, er habe die anderen Geschworenen davon überzeugt, Maxwell schuldig zu sprechen, indem er von seinen eigenen Missbrauchserfahrungen als Kind gesprochen habe. Daraufhin wurde er von Nathan Anfang März unter Eid dazu befragt. Dabei habe er sich „offen und ehrlich“ geäußert, erklärte die Richterin in der Begründung ihrer Entscheidung, eine Neuauflage des Prozesses abzulehnen.
Der Geschworene hatte demnach seine Missbrauchserfahrungen nicht angegeben, weil er den vor seiner Vereidigung erhaltenen Fragebogen nur „überflogen“ habe. Das Versäumnis sei „höchst unglücklich, aber keine Absicht“ gewesen, erklärte Nathan. Der Geschworene sei dennoch nicht voreingenommen und in der Lage gewesen, „ein gerechter und unparteiischer Geschworener“ zu sein.
Maxwell – einst Geliebte des US-Milliardärs Jeffrey Epstein und dann über Jahre seine enge Vertraute und Mitarbeiterin – soll jahrelang junge Mädchen für den schwerreichen und gut vernetzten Investor rekrutiert und sich teilweise selbst an dem sexuellen Missbrauch beteiligt haben. Im Prozess hatte sie alle Vorwürfe zurückgewiesen und auf nicht schuldig plädiert.
Epstein war im August 2019 tot in seiner Gefängniszelle gefunden worden, als er sich in Untersuchungshaft befand. Die Behörden gehen von Suizid aus. In den Missbrauchsskandal war auch der britische Prinz Andrew verstrickt. Er einigte sich außergerichtlich mit einer Frau in den USA, die ihm vorwarf, sie als Minderjährige sexzell missbraucht zu haben.