Als die D-Mark aus den Portemonnaies verschwand

Deutsche Mark
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Was ihre Währung angeht, neigen die Deutschen zur Nostalgie: Insgesamt mehr als zwölf Milliarden D-Mark sind laut Deutscher Bundesbank in Form von Münzen und Noten noch im Umlauf. Und das, obwohl sich die Einführung des Euro-Bargelds am 1. Januar bereits zum 20. Mal jährt.

Als „die bedeutendste Entscheidung seit der deutschen Wiedervereinigung“ rühmte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) 1998 die europäische Wirtschafts- und Währungsunion. Die Einführung des Euro sei „im ureigensten deutschen Interesse“, denn sie festige Europa als Raum wirtschaftlicher Stabilität, schwärmte Kohl in einer Regierungserklärung.

Deutlich mehr Nüchternheit ließ der CDU-Politiker gut ein Jahr nach der Euro-Einführung 2003 erkennen. „Eine Volksabstimmung über die Einführung des Euro und die Abschaffung der D-Mark hätten wir mit großer Wahrscheinlichkeit verloren“, räumte Kohl in einem Interview ein, das der Norddeutsche Rundfunk (NDR) erst 2015 anlässlich seines 85. Geburtstags vollständig ausstrahlte.

Denn der Euro-Einführung ging ein schwieriger politischer Kompromiss zwischen Deutschland und Frankreich voraus: Paris billigte die deutsche Wiedervereinigung, dafür verzichtete Berlin auf die heiß geliebte D-Mark.

Auch noch Jahre nach dem Verschwinden der D-Mark aus den Portemonnaies stieß die europäische Gemeinschaftswährung in Deutschland auf ein gemischtes Echo: Der Ruf eines „Teuro“ hallte ihr wegen teils gestiegener Lebenshaltungskosten noch jahrelang nach.

In der Finanz- und Schuldenkrise mehrten sich die Rufe nach einem Ausschluss Griechenlands, das sich den Beitritt zum Währungsraum mit Schönrechnerei erschummelt hatte. „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“, mahnte 2010 dann die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und rechtfertigte so milliardenschwere Rettungspakete als „alternativlos“.

Heute sei der Euro „nicht nur einheitliches Zahlungsmittel, sondern auch Ausdruck europäischer Identität“, betonte das Bundesfinanzministerium zuletzt.

Als Konkurrenz zum US-Dollar erdacht, hat der Euro die nordamerikanische Währung aber nicht ablösen können. In der Corona-Pandemie konnte der Dollar sein Image als „sicherer Hafen“ noch stärken – und das trotz aller Irrungen und Wirrungen der USA unter Ex-Präsident Donald Trump. Der Dollar bleibt mit Abstand internationale Leitwährung: Rund 60 Prozent der Devisen von Zentralbanken sind in Dollar notiert, der Euro steht nur für rund 20 Prozent.

Überlegungen, den Euro zu stärken, seien bisher im Sande gelaufen, sagt ein Verantwortlicher in Brüssel. „Jeder ist einverstanden, wenn es um das Prinzip einer größeren Rolle für den Euro in der Welt geht – aber über den Weg dorthin besteht keine Einigkeit“, sagt er unter Anspielung auf die 27 Mitgliedstaaten.

Wenn es nach Christine Lagarde geht, könnte der Euro ein neues Gewand bekommen: Die Chefin der Europäischen Zentralbank treibt die Entwicklung eines digitalen Euro als Ergänzung zum Bargeld voran – in Konkurrenz zu unregulierten Kryptowährungen wie dem Bitcoin, die den Notenbanken ein Dorn im Auge sind.

Währenddessen schlummern weiter viele D-Mark-Münzen und -Noten in Sofaritzen oder auf den Speichern betagter Verwandter. Wer sie findet, muss sich übrigens nicht grämen: Der Umtausch ist „zeitlich unbegrenzt“ möglich, wie die Bundesbank betont.

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