Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) hat sich gegen eine Parlamentspoetin oder einen Parlamentspoeten für den Bundestag ausgesprochen. „Ich kann dem Vorschlag nicht viel abgewinnen“, sagte Kubicki dem „Tagesspiegel“ laut Bericht vom Dienstag. Er sehe vor allem, „dass hinter dieser Idee ein großes Missverständnis künstlerischer Tätigkeit steckt“, meinte der FDP-Politiker und fügte hinzu: „Künstler sollen eigentlich Stachel im Fleisch der Herrschenden sein, nicht deren Angestellte.“
Besser wäre es Kubicki zufolge, „allen Künstlern, die durch die Pandemie schwer getroffen wurden, die Möglichkeit der freien Betätigung zu geben, statt ein solches elitäres Projekt zu implementieren.“
Die Autorinnen und Autoren Mithu Sanyal, Dmitrij Kapitelman und Simone Buchholz hatten kürzlich für die Idee einer Parlamentspoetin geworben. Solch ein Amt könne „als Irritation, als Störfaktor“ dienen und zugleich „Brücken bauen“ und „Risse in unserer Gesellschaft heilen“.
Das kanadische Parlament hatte die Position im Jahr 2001 geschaffen. Die Poetin oder der Poet schreiben Texte für besondere parlamentarische Veranstaltungen, halten Dichterlesungen ab und beraten die Parlamentsbibliothek bei der Anschaffung von Kulturmaterial. Ähnliche Positionen gibt es auch in den USA und anderen Ländern.
Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) hatte zuletzt für den Vorschlag geworben. Im „Tagesspiegel“ kündigte sie an, die Idee im Präsidium des Bundestags diskutieren zu wollen.