Nordkorea hat offenbar erneut eine ballistische Rakete abgefeuert. Der südkoreanische Generalstabschef teilte am Dienstag mit, dass die Streitkräfte mutmaßlich eine „ballistische Rakete“ entdeckt hätten, die von Nordkorea aus in das Meer östlich der koreanischen Halbinsel gefeuert wurde. Der mutmaßliche Test erfolgte an dem Tag, an dem die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats über den Raketentest Nordkoreas vergangene Woche diskutierten.
Nach Angaben des südkoreanischen Militärs erreichte das Geschoss Hyperschallgeschwindigkeit – dies sei ein „Fortschritt“ gegenüber dem Raketentest vergangener Woche. Die Rakete flog demnach in einer Höhe von etwa 60 Kilometern mit zehnfacher Schallgeschwindigkeit (Mach 10) rund 700 Kilometer weit, bevor sie ins Meer östlich der Koreanischen Halbinsel einschlug.
Erst vergangene Woche hatte Nordkorea den erfolgreichen Test einer Hyperschallrakete vermeldet. Seoul hatte jedoch angezweifelt, dass es sich tatsächlich um ein Hyperschallgeschoss handelte. Raketen dieser Art können mehr als die fünffache Schallgeschwindigkeit (Mach 5) erreichen und sind im Flug manövrierfähig. So sind sie für die herkömmliche Luftabwehr schwer auszumachen und abzufangen.
Auch die japanische Küstenwache meldete am Dienstag, dass Nordkorea ein „ballistisches raketenähnliches Objekt“ abgefeuert habe. Das Geschoss schlug außerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone Japans ein, über Schäden wurde nichts bekannt. Japans Regierungschef Fumio Kishida bezeichnete den Test als „äußerst bedauerlich“.
Nur wenige Stunden vor dem mutmaßlichen Raketentest hatten Japan sowie fünf Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, namentlich die USA, Frankreich, Großbritannien, Irland und Albanien, Nordkorea aufgefordert, „von weiteren destabilisierenden Handlungen Abstand zu nehmen“. Sie riefen Pjöngjang angesichts seines Atomwaffenprogramms auf, „einen sinnvollen Dialog im Hinblick auf unser gemeinsames Ziel der vollständigen Denuklearisierung aufzunehmen“.
Analysten zufolge könnte Pjöngjang den jüngsten Raketenstart zeitlich auf das Treffen des UN-Sicherheitsrats hinter verschlossenen Türen am Montag (Ortszeit) abgestimmt haben. „Der Start hat politische und militärische Motive“, sagte Shin Beom Chul, ein Forscher am Korea Research Institute for National Strategy, der Nachrichtenagentur AFP. „Nordkorea testet weiter, um sein Atomwaffenarsenal zu diversifizieren, aber es hat den Start auf den Tag der Sitzung des UN-Sicherheitsrates gelegt, um seine politische Wirkung zu maximieren“, fügte er hinzu.
Pjöngjang unterliegt wegen seines Atom- und Raketenprogramms bereits zahlreichen internationalen Sanktionen. Unter dem Machthaber Kim Jong Un hat das Land in den vergangenen zehn Jahren zahlreiche technologische Fortschritte erzielt. Nordkorea sagt, dass es die Waffen brauche, um sich gegen eine drohende Invasion der USA zu verteidigen. Diplomatische Bemühungen der USA brachten in den vergangenen Jahren keinen Erfolg.