Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat im Bundestag zum Erreichen der Klimaziele für den Umstieg auf Elektroautos geworben – zugleich aber auch die Bedeutung von Technologieoffenheit betont. Elektromobilität sei „die kurzfristig verfügbare klimaneutrale Mobilität im Individualverkehr“, sagte Wissing am Donnerstag im Parlament in Berlin. „Wenn wir schnell CO2 reduzieren wollen, müssen wir sie stärker nutzen.“
Elektromobilität bei Pkws sei für das Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehrsbereich „ein wichtiger Baustein“. Gleiches gelte aber auch für strombasierte Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, sagte Wissing. „Nicht nur im Flugverkehr, auch im Schiffsverkehr, bei den Nutzfahrzeugen und natürlich auch in den Bestandsflotten der Pkw“, fügte der Minister hinzu. „Jeder Beitrag zur CO2-Reduktion ist wichtig.“ Mobilität müsse sich „technologieoffen“ weiterentwicklen und sei vielfältig. „Deswegen können wir nicht alles auf einen Antrieb umstellen.“
Wissing forderte, Klimaschutz „umfassend und sektorübergreifend“ zu denken. Nötig sei ein starker ÖPNV sowie „eine starke Bahn, klimaneutrale Lkw, Schiffe und Flugzeuge, attraktive und sichere Rad- und Fußwege und im Pkw-Bereich ganz klar der Umstieg auf klimaneutrale Mobilität“, sagte Wissing. „Wir wollen unserer Verantwortung gegenüber künftigen Generationen gerecht werden“, fügte er hinzu. „Das heißt, dass wir alles tun werden, die Klimaschutzziele zu erreichen. Wir streben deshalb mindestens 15 Millionen elektrische Pkw bis 2030 an.“
In seiner Rede warb Wissing zudem für „mehr Verständnis für die Bedürfnisse und die Sichtweisen des anderen“. Er wünsche sich „etwas weniger Bereitschaft, sich sofort und ständig zu empören“, sagte er. „Wenn jemand von einem Verkehrsträger spricht, heißt das nicht, dass er andere geringschätzt.“ Nötig sei, unterschiedliche Blickwinkel auf die Themen zuzulassen. Klimaschutz sei „eine Daueraufgabe für uns alle“. Was heute auf den Weg gebracht werde, müsse dauerhaft von Mehrheiten getragen werden. „Das schaffen wir nur gemeinsam, wenn wir die Menschen mitnehmen“, sagte der Minister.
Wissing hatte zuvor Kritik aus der Opposition aber auch der Automobilwirtschaft auf sich gezogen, nachdem er dem „Tagesspiegel“ vom Donnerstag gesagt hatte, dass die verschiedenen Energieträger dort einsetzt werden sollten, wo sie am effizientesten sind. „Das ist beim Pkw der E-Antrieb“, sagte Wissing der Zeitung. E-Fuels würden vor allem für den Flugverkehr gebraucht. „Auf absehbare Zeit werden wir aber nicht genug E-Fuels haben, um die jetzt zugelassenen Pkw mit Verbrennungsmotor damit zu betreiben.“ Im Bundestagswahlkampf hatten sich die Liberalen noch für E-Fuels im Straßenverkehr eingesetzt.
Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, forderte auf Wissings Aussagen hin in den Zeitungen der Funke Mediengruppe, es dürfe keine Technologie ausgeschlossen werden, „die weltweit gebraucht wird, um die Klimaziele im Straßenverkehr zu erreichen“. Wissing müsse einhalten, was er und seine Partei im Wahlkampf versprochen hätten. „Selbstverständlich brauchen wir E-Fuels aus erneuerbaren Energien auch für den Straßenverkehr“, sagte Müller. „Ohne E-Fuels können die Fahrzeuge, die schon im Betrieb sind, keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, führte die VDA-Präsidentin weiter aus.
Der ökologisch orientierte Verkehrsclub VCD rief die Ampel-Koalition unterdessen zu Tempo bei der Verkehrswende auf. Denn die massiven Auswirkungen des heutigen Verkehrssystems hätten „nicht nur für kommende Generationen fatale Folgen“, erklärte der VCD am Donnerstag. Immer noch verunglückten viel zu viele Menschen auf den Straßen, sei die Belastung durch Lärm und Schadstoffe hoch und vielerorts das Angebot bei Bus und Bahn sowie der Zustand des Fuß- und Radwegenetzes „mangelhaft“.