Der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe ist im Dezember zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Das Bundeswirtschaftsministerium äußerte sich angesichts dieser Entwicklung zuversichtlich. Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht einen Lichtblick – zugleich aber auch noch immer große Herausforderungen für die Industrie wegen Lieferengpässen und der hohen Energiepreise.
Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, lag der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe im Dezember um 2,8 Prozent über dem Stand des Vormonats. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Dezember 2020 war der Auftragseingang den vorläufigen Angaben zufolge um 5,5 Prozent höher.
Für das Gesamtjahr verzeichneten die Statistiker einen kräftigen Anstieg des Auftragseingangs im verarbeitenden Gewerbe von 17,8 Prozent gegenüber 2020. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 lag er um 9,3 Prozent höher. Im Dezember 2021 legte der Auftragseingang im Vergleich zum Februar 2020 – dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland – um 9,8 Prozent zu.
Angetrieben wurde diese Entwicklung vor allem von einem deutlichen Plus bei den Inlandsaufträgen: Sie stiegen im Dezember um 11,7 Prozent gegenüber dem Vormonat November. Die Aufträge aus dem Ausland fielen dagegen um drei Prozent, wie das Bundesamt weiter ausführte.
Im vergangenen Jahr hatte es in einzelnen Monaten einen deutlichen Rückgang beim Auftragseingang gegeben; unter anderem in der Automobilindustrie und in der Metallbranche klagten die Hersteller über Lieferengpässe bei Vorprodukten. Auf der anderen Seite hatte der Auftragseingang im Juli nach Angaben des Bundesamtes den höchsten Stand seit dem Beginn der Zeitreihe im Jahr 1991 erreicht – auch durch Großaufträge im Schiffsbau. Im November lag das Plus beim Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe nach neuen Angaben des Bundesamtes bei 3,6 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin hob am Freitag hervor, die Auftragseingänge hätten sich „nun zweimal in Folge erholt und liegen weiterhin deutlich über Vorkrisenniveau“. Mit der „erwarteten allmählichen Auflösung der Lieferengpässe“ zeichne sich eine dynamische Wirtschaftsentwicklung ab, „sobald der hohe Auftragsbestand abgearbeitet werden kann“.
DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen bezeichnete den Zuwachs bei den Auftragseingängen im Verarbeitenden Gewerbe als „erfreulich“. Ein „Lichtblick“ sei, „dass wieder mehr Investitionsgüter von Unternehmen im Inland bestellt werden“, fügte er hinzu.
Wichtig wäre nach seinen Angaben allerdings, „dass sich hieraus ein Trend entwickelt“. Denn Lieferengpässe seien „weiter an der Tagesordnung und die Herausforderungen der Industrie hierzulande angesichts hoher Energiepreise groß“. Der schrittweise Rückgang bei den Aufträgen aus dem Ausland seit Jahresmitte zeige, „dass die Weltkonjunktur an Dynamik verliert und die deutschen Unternehmen um ihre Wettbewerbsposition kämpfen müssen“.
Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, legten die Umsätze im verarbeitenden Gewerbe im Gesamtjahr 2021 zu und waren um 5,0 Prozent höher als im Vorjahr. Zugleich lagen sie aber um 5,5 Prozent unter dem Stand des Vorkrisenjahres 2019.