Russlands Präsident Wladimir Putin hat den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gegen Kritik verteidigt. Schröder sei „ein anständiger Mann, vor dem wir großen Respekt haben“, sagte der Kreml-Chef nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Dienstag in Moskau. Der Altkanzler steht in Deutschland wegen umstrittener Äußerungen über die Ukraine und seiner Kandidatur für einen Aufsichtsratsposten beim russischen Energiekonzern Gazprom in der Kritik.
„Heute beunruhigt viele in Europa, ob russisches Gas nach Europa und auch nach Deutschland im einzelnen geliefert wird“, sagte Putin auf eine Journalistenfrage zu Schröders umstrittener Kandidatur. Falls der 77-Jährige in den Aufsichtsrat gewählt werde, werde es dort einen „anständigen Mann“ geben, „vor dem wir großen Respekt haben“, sagte Putin weiter. „Und Deutschland, die Europäer werden eine Person haben, die sowohl Einfluss ausüben als auch Informationen direkt von Gazprom erhalten kann.“ Insofern sei Schröders Kandidatur „nur zu begrüßen“.
Der russische Staatskonzern Gazprom hatte vor kurzem mitgeteilt, dass der mit Putin befreundete Schröder als Kandidat für den Aufsichtsrat nominiert wurde. Er ist bereits Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der Nord Stream AG, die mehrheitlich Gazprom gehört, und Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft. Kürzlich sorgte Schröder zudem für Aufsehen mit der Behauptung, die Ukraine betreibe im Konflikt mit Russland „Säbelrasseln“.
In den vergangenen Monaten waren die Gaspreise auf historische Höchststände gestiegen. Kritiker warfen dem Kreml vor, die Preise auf hohem Niveau zu halten, um die Inbetriebnahme der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 zu erzwingen. Putin erklärte, selbst in den vergangenen Monaten habe Russland die deutschen Verbraucher zu Preisen weit unter den marktüblichen beliefert.
Der Kreml-Chef warb zudem erneut für die Pipeline Nord Stream 2. „Es handelt sich um eines der größten Infrastrukturprojekte in Europa, das die Energiesicherheit auf dem Kontinent deutlich erhöhen und zur Lösung (…) von Umweltproblemen beitragen soll.“ Er betonte erneut, es handele sich um ein „rein wirtschaftliches, kein politisches“ Projekt.
Die umstrittene Ostsee-Pipeline war 2021 fertiggestellt worden, hat jedoch noch kein grünes Licht der deutschen Behörden bekommen. Im Ukraine-Konflikt ist sie ins Zentrum der Debatten über mögliche Sanktionen gegen Russland gerückt. Die Pipeline verbindet Russland mit Deutschland, damit sollen die russischen Gaslieferungen nach Deutschland deutlich erhöht werden.