Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat die Bedingungen seiner Regierung für eine diplomatische Beilegung des Ukrainekriegs bekräftigt. „Was nicht verhandelbar ist, ist unsere territoriale Integrität“, sagte er im TV-Sender Welt. „Das heißt, einschließlich der Krim und auch mit dem Donbass. Das heißt, da wird es keine Kompromisse geben.“
Er forderte, den Status von vor 2013 wiederherzustellen, als die Krim und die Separatisten-Regionen im Osten des Landes noch von der Regierung in Kiew kontrolliert wurden. „Das ist eine Position, die nicht verhandelbar ist – und alles andere sollten wir schauen“, sagte er. Eine von Russland geforderte „Entmilitarisierung“ lehnte Melnyk ab: „Das ist Blödsinn, das können wir uns nicht leisten, weil: Wir sind ein souveräner Staat.“
Die ersten Gespräche zwischen Russland und der Ukraine in Belarus seien jedenfalls gescheitert, meinte Melnyk: „Es ist schade. Wir haben gehofft – und das war auch die Entscheidung des Präsidenten, diese Delegation zur Grenze nach Belarus zu schicken, um eben einfach sich anzuhören, was die Russen da mit im Koffer bringen.“ Er betonte: „Es waren keine Friedensgespräche. Denn der russische Angriff dauert an.“
Das atomare Drohszenario des russischen Präsidenten Wladimir Putin bereite ihm große Sorgen, sagte Melnyk. „Wir hoffen, dass bei allem Wahnsinn, den wir schon in den letzten fünf Tagen dieses Krieges erlebt haben, dass diese Option doch nur in seinem Kopf stecken bleibt und dass er diese Karte nicht zieht“, sagte er. „Sonst droht ein Inferno in ganz Europa und das kann auch die Welt, kann auch die Bundesrepublik gar nicht zulassen.“
Eine Aufnahme in die EU würde die Position der Ukraine gegenüber Russland deutlich stärken, glaubte Melnyk. Er forderte zumindest die Zusage einer konkreten Beitrittsperspektive – schon das würde helfen.
Russland hatte die Ukraine am Donnerstag von drei Seiten angegriffen. Seitdem sind russische Truppen tief in die Ukraine vorgedrungen. Zuletzt verständigten sich Kiew und Moskau über Verhandlungen, am Montag trafen sich Unterhändler erstmals im benachbarten Belarus. Unterdessen versetzte Putin seine Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft. Der Westen vermutet Enttäuschung über ausbleibende militärische Erfolge, Empörung über die westlichen Sanktionen sowie die militärische Unterstützung des Westens für Kiew als Motive.