Was Kryptowährungen für die Sanktionen gegen Russland bedeuten

Kryptowährungen
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Gemeinsam, schnell, entschieden und gezielt“ – so handeln die westlichen Verbündeten laut Finanzminister Christian Lindner (FDP) angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine. Doch nicht alle Bereiche der Wirtschaft und des Finanzsektors lassen sich von Staaten regulieren. Befürchtet wird, dass Russland Kryptowährungen nutzen könnte, um Sanktionen zu umgehen. Ein Überblick:

Wieso weichen Russen auf Kryptowährungen aus?

Gegen die russische Wirtschaft und den Finanzsektor wurden scharfe Sanktionen verhängt. Wichtige Banken können nicht mehr auf das Swift-System zurückgreifen, internationaler Zahlungsverkehr ist somit nicht mehr möglich. Sanktionen gegen die russische Zentralbank treffen die Wirtschaft außerdem hart, der Rubel verlor seit Jahresbeginn 27 Prozent im Vergleich zum Dollar.

Kryptowährungen werden deshalb attraktiver: Die Blockchain-Technologie, auf der viele Kryptowährungen basieren, entzieht sich jeder Regulierung. Laut dem Analyseunternehmen Kaiko hat das Volumen von Kryptokäufen in russischen Rubel seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs neue Höchststände erreicht.

Lassen sich mit Kryptowährungen internationale Sanktionen umgehen?

Auch wenn sich Kryptowährungen dem direkten Zugriff von Regierungen entziehen, können diese beispielsweise Handelsplattformen anweisen, keine Kryptowährungen mehr als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Plattformen zum Handel mit Kryptowährungen könnten außerdem russische Accounts sperren – dies forderte auch der stellvertretende ukrainische Ministerpräsident Mychailo Fedorow. Laut Medienberichten ziehen US-Behörden diesen Schritt in Erwägung.

Die Analysefirma Chainalysis zeigte sich in einer Stellungnahme optimistisch, dass es der Kryptoindustrie gelingen werde, die Umgehung von Sanktionen zu verhindern. Ein wichtiger Bestandteil von Blockchains ist die Aufzeichnung jeder einzelnen Transaktion – Verstöße gegen Sanktionen könnten so nachvollzogen werden.

Es gibt jedoch auch gegenteilige Beispiele: Nordkorea erbeutete laut Chainalysis durch Cyberangriffe beispielsweise mehrere Milliarden Dollar in Kryptowährungen, der Iran nutzte billige Energie, um Kryptowährungen zu schürfen.

Für den Handel mit wichtigen russischen Exportgütern dürften Kryptowährungen jedoch nicht geeignet sein. Ein erfahrener Kryptohändler betonte, dass das Handelsvolumen von Kryptowährungen nicht ausreiche, um längerfristig Handel mit Gütern wie Gas oder Öl zu betreiben.

Wie haben die Kryptomärkte auf die russische Invasion reagiert?

Kurz nach der russischen Invasion am 24. Februar sanken die Preise von Kryptowährungen zunächst, der Goldpreis stieg an. Seitdem haben Kryptowährungen deutlich an Wert hinzugewonnen, dies lag aber nicht nur an höheren Investitionen aus Russland.

Seit Samstag hat die ukrainische Regierung laut dem Analyseunternehmen Elliptic rund 17,1 Millionen Dollar an Spenden in Form von Kryptowährungen erhalten. „Wir konnten uns nicht aussuchen, wann unsere kleine Industrie über Nacht zu einem geopolitisch kritischem Faktor wird“, schrieb der Partner des Krypto-Fonds Castle Island, Nic Carter, auf Twitter. „Aber jetzt ist es soweit“.

Die Forschungschefin von Kaiko, Clara Medalie, wies jedoch darauf hin, dass der Rubel nur einen kleinen Teil des Krypto-Handels ausmache. „Der Einfluss auf den Rest des Markts ist nicht sehr groß“, sagte sie.

Welche Maßnahmen werden ergriffen?

Finanzminister Lindner sagte nach dem Treffen der Wirtschafts- und Finanzminister der EU am Mittwoch, dass Deutschland im Rahmen seiner G7-Präsidentschaft auf Maßnahmen gegen Sanktionsumgehungen hingewirkt habe. Ziel sei es zu verhindern, dass „gelistete Personen und Institutionen auf unregulierte Kryptowerte ausweichen können“.

Auch die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hatte zuletzt eine Regulierung von Kryptowährungen gefordert. „Es gibt immer kriminelle Möglichkeiten, ein Verbot zu umgehen“, sagte Lagarde auf einer Pressekonferenz Ende Februar. Es sei deshalb wichtig, dass die EU möglichst zeitnahe eine Regulierung verabschiede.

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