Angesichts der Vorwürfe sexueller Übergriffe bei den hessischen Linken hat die rheinland-pfälzische Landeschefin Melanie Wery-Sims Reformen auch im Bundesvorstand der Partei gefordert. Der Bundesvorstand müsse „neu gewählt und verkleinert werden“, sagte Wery-Sims, die dem Gremium selbst angehört, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwochsausgaben). Für Mittwochabend ist eine Sondersitzung des Linken-Bundesvorstands zu den Sex-Vorwürfen geplant.
„Alle Karten müssen auf den Tisch“, sagte Wery-Sims. Die jetzt bekannt gewordenen Fälle seien „nur die Spitze des Eisbergs in der Partei“, betonte sie. „Es werden sich noch viel mehr Betroffene melden.“ Wery-Sims unterstrich, Sexismus und sexuelle Übergriffe gebe es zwar nicht nur in der Linken, aber diese solle „höhere Standards“ haben als andere Parteien: „Schließlich kämpfen wir für Feminismus und gegen Ausbeutung auf allen Ebenen.“
„Wir müssen Machtmonopole und innerparteiliche Hierarchien aufbrechen“, forderte die rheinland-pfälzische Landesvorsitzende. Dies werde „steinig und schmutzig in den kommenden Monaten, aber da muss die Partei jetzt durch, um eine Zukunft zu haben“. 2022 müsse „ein Jahr des Neuaufbaus“ für die Linke werden.
Der „Spiegel“ hatte berichtet, in der hessischen Linken sei es über Jahre hinweg zu sexuellen Übergriffen gekommen. Zu den Beschuldigten soll demnach auch der ehemalige Lebensgefährte von Parteichefin Janine Wissler gehört haben.
Der Mitarbeiter der Linken-Landtagsfraktion soll sich in den Jahren 2018 und 2019 übergriffig gegenüber einer jungen Frau aus der Partei verhalten haben. Die heute 22-Jährige, mit der der Mann eine Affäre gehabt haben soll, wirft ihm laut „Spiegel“ unter anderem vor, sie als Minderjährige beim Sex gefilmt zu haben. Wissler wies den Vorwurf zurück, schon frühzeitig über die Vorgänge informiert gewesen zu sein.