Es ist ein Überraschungskandidat, den Markus Söder am Freitag aus dem Hut zaubert. Der neue CSU-Generalsekretär Martin Huber ist jenseits der Partei bislang kaum bekannt. Der 44-Jährige gilt aber als fleißiger und kommunikationsstarker Parteiarbeiter mit „Organisationstalent und Basisnähe“, wie Söder betont. Wenige Tage nach dem überraschenden Rücktritt des bisherigen Parteigenerals Stephan Mayer will die CSU damit wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen und Kurs nehmen in Richtung Landtagswahl 2023.
Tatsächlich muss diesmal alles passen. Söder bildete erst im Februar sein Kabinett um und sortierte die Parteizentrale personell neu, um damit einen Impuls für die Landtagswahl zu setzen. Dieser Impuls verpuffte mit Mayers Abgang zunächst.
Mayer trat am Dienstagabend nach nur wenigen Wochen im Amt offiziell aus „gesundheitlichen Gründen“ zurück. Vorausgegangen war allerdings ein offenbar eskalierter Streit um das Privatleben Mayers, bei dem dieser einen Journalisten bedroht haben soll.
Hinter Söder liegt auch „ganz persönlich“ keine leichte Woche. Der Ministerpräsident zeigt zunehmend erkennbar ein unglückliches Händchen beim Personal. Erst seit 2018 ist er Regierungschef und seit 2019 CSU-Chef. Trotzdem gibt es bereits neun Exminister aus Söder-Kabinetten und nun den dritten Generalsekretär. Dazu kommt in der Landtagsfraktion ein Rumoren über Fraktionschef Thomas Kreuzer, den manche Abgeordnete loswerden wollen.
Mit dem unter großem Zeitdruck erkorenen Martin Huber will Söder nun alles richtig machen, weshalb er ihn auch in den höchsten Tönen lobt. Söder beschreibt ihn als „echten Teamplayer“, der als Landtagsabgeordneter in der Fraktion, zugleich aber auch in der Partei „sehr verankert“ sei. Für die CSU wird Huber als einer von zwei Abgeordneten bis zum Frühjahr kommenden Jahres das neue Grundsatzprogramm erarbeiten.
Für Söder bringt Huber alle Voraussetzungen mit, um den Wahlkampf für die Landtagswahl 2023 strategisch auszurichten und die Basis zu „mobilisieren und motivieren“. Er sei zugleich modern und konservativ, wertebewusst und weltoffen, komme aus dem ländlichem Raum, „kann aber auch Stadt“. „Er brennt, er will das“, sagt Söder.
Zugleich ist die Entscheidung auch als Indiz dafür zu werten, dass Söder die Landtagsfraktion vor der nächsten Wahl wieder stärker einbinden will. Huber sitzt nicht nur seit 2013 für den Kreis Altötting im Landtag. Er ist seit 2008 auch Kreisrat des Landkreises und seit 2014 Stadtrat von Töging am Inn, engagiert sich für ein Jugendorchester, ein Landvolktheater, eine Faschingsgesellschaft sowie für ein Straßenkinderprojekt in Brasilien.
Huber will sich der neuen Aufgabe „voller Hingabe und Leidenschaft“ widmen. Wegen der Corona-Pandemie sei es eine Herausforderung, die Partei wieder „zu motivieren und zu beleben“, sagt er. Als eines seiner Schwerpunktthemen nennt der 44-Jährige die Verbindung von Ökologie und Ökonomie, was ihm schon lange „am Herzen liegt“.
Huber, der politische Wissenschaft sowie Wirtschafts- und Sozialgeschichte in München studierte, ist im Landtag Mitglied des Umweltausschusses. Zudem leitet er den Arbeitskreis Umwelt und Landesentwicklung der CSU. Erfahrung bringt er auch in der Kommunikation und Wahlkampfvorbereitung mit.
So war er in der Vergangenheit Mitarbeiter im Servicecenter der CSU-Landesleitung für Bundes- und Landtagswahlen, machte Öffentlichkeitsarbeit in der Parteizentrale und war von 2008 bis 2013 persönlicher Referent des damaligen CSU-Parteivorsitzenden Horst Seehofer.
Dass Huber nicht unbedingt als „Wadenbeißer“ gilt, sieht er selbst nicht als Problem. Nach eigener Einschätzung verkörpert er die „Bandbreite der CSU“. Er versuche, Gegensätze zu vereinen, wolle aber auch „klare Kante“ zeigen.