Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich hinter Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) gestellt, die wegen eines Hubschrauberfluges mit ihrem Sohn unter Druck steht. „Ich bin sehr sicher: Wenn man in drei Jahren auf die Wahlperiode zurückblickt, wird es heißen: ‚Sie ist die Verteidigungsministerin, die dafür gesorgt hat, dass die Bundeswehr endlich ordentlich ausgestattet ist'“, sagte Scholz dem Nachrichtenportal „t-online“. Auch SPD-Chef Lars Klingbeil nahm Lambrecht in Schutz.
Scholz sagte „t-online“, er kenne die Gesetzmäßigkeiten der Medien: „Gerne wird sich auf eine oder einen fokussiert. Aber ich weiß eben auch, dass sich das wieder ändert.“
SPD-Generalsekretär Klingbeil sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, Lambrecht „ist Verteidigungsministerin und sie bleibt es“. Sie müsse jetzt die Kehrtwende bei der Bundeswehr schaffen, die 16 Jahre lang heruntergewirtschaftet worden sei.
Lambrecht steht in der Kritik, weil sie am Mittwoch vor Ostern in Begleitung ihres Sohnes in einem Regierungshubschrauber von Berlin zu einem Truppenbesuch in Schleswig-Holstein gereist war. Im Anschluss daran machte sie mit ihrem Sohn Urlaub auf Sylt. Laut Bundesverteidigungsministerium ist eine solche Mitreise rechtlich zulässig; Lambrecht hat demnach wie vorgeschrieben die Kosten „zu 100 Prozent“ übernommen.
Klingbeil betonte, Lambrecht habe sich bei der Organisation ihres Urlaubs an die Vorschriften gehalten. „Es ist völlig legitim, dass Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker auch mal vier freie Tage haben. Richtig im Urlaub ist man sowieso nie.“
In einer repräsentativen Insa-Umfrage für die „Bild“ (Samstagsausgabe) sprach sich eine Mehrheit von 55 Prozent der Befragten für einen Rücktritt Lambrechts aus. Knapp ein Fünftel (19 Prozent) der Befragten war hingegen nicht der Ansicht, dass sie als Verteidigungsministerin zurücktreten sollte. In einer repräsentativen Civey-Umfrage für den Fernsehsender „Welt“ gaben 48 Prozent der Befragten an, in ihren Augen seien Rücktrittsforderungen an Lambrecht nicht gerechtfertigt.
Lambrecht selbst äußerte sich in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ erneut zu dem Mitflug ihres Sohnes. Sie könne „verstehen, dass das für Kritik sorgt“ und werde „dafür sorgen, dass es keinen Anlass mehr für solche Vorwürfe gibt“, sagte sie der Zeitung. Sie achte immer „akribisch“ darauf, „dass alles korrekt und regelkonform läuft und stets die Kosten von mir übernommen werden, wenn mein Sohn mich begleitet“.