Platz-Gerangel am Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida: Weil am Freitag eine private SpaceX-Rakete mit drei Geschäftsleuten und einem Ex-Astronauten zur Internationalen Raumstation ISS starten soll, verzögert sich der wichtigste Test der neuen riesigen Mond-Rakete der Nasa. Die US-Raumfahrtbehörde gab am Dienstag (Ortszeit) die Unterbrechung der Generalprobe für die unbemannte Mond-Mission Artemis 1 bekannt, die in ein paar Monaten starten soll.
Der Test der SLS-Mond-Rakete findet an der Startrampe 39B in Cape Canaveral statt, von 39A soll am Freitag die Space-X-Rakete abheben. Der Start ist die erste vollständig privat organisierte Reise zur ISS. Die drei zahlenden Besatzungsmitglieder der Mission Ax-1 sind der US-Immobilieninvestor Larry Connor, der kanadische Geschäftsmann Mark Pathy und der ehemalige israelische Kampfpilot und Unternehmer Eytan Stibbe. Kommandant ist der Ex-Astronaut Michael López-Alegría.
Die fast 100 Meter lange SLS-Rakete soll derweil auf ihrer Startrampe bleiben. Bei ihrer in ersten Teilen bereits am vergangenen Freitag angelaufenen Simulation sind alle Schritte bis zu einem Start dabei – die Rakete soll aber nicht abheben. Unter anderem muss die 98 Meter hohe Rakete mit 2,6 Millionen Litern Treibstoff betankt werden. Dabei handelt es sich um extrem heruntergekühlten flüssigen Wasserstoff sowie flüssigen Sauerstoff. Auch alle anderen Vorkehrungen, die vor einem richtigen Start der Rakete notwendig sind, werden übungsweise getroffen.
Etwa zehn Sekunden vor Start der Triebwerke soll der Countdown abgebrochen werden. Mit dem abschließenden Ablassen des Treibstoffs soll dann ein sicherer Startabbruch im Falle technischer Probleme oder schlechten Wetters geübt werden. Eigentlich sollte die Simulation bereits am vergangenen Wochenende abgeschlossen sein, doch „eine ganze Myriade von technischen Problemen“ und ungünstiges Wetter verhinderten dies. Nun verzögert der SpaceX-Start das Prozedere noch weiter, es soll kurz nach dem SpaceX-Start fortgesetzt werden. „Grundsätzliche Probleme“ gebe es nicht, versicherte die Nasa.
Die US-Raumfahrtbehörde will mit den riesigen SLS-Raketen und einer Orion-Raumkapsel erstmals seit 1972 wieder Astronauten auf den Mond bringen. Bei der Mission Artemis 1 soll die SLS-Rakete zunächst noch ohne Besatzung den Mond umrunden und dann zur Erde zurückkehren. Mit Artemis 2 sollen Astronauten 2024 den Mond umrunden. Erst Artemis 3 soll dann tatsächlich mit Astronauten auf dem Erdtrabanten landen.
Die Nasa plant auch, die erste Frau zum Mond zu schicken und eine Raumstation zu bauen, die den Mond umkreist. Auf dem Erdtrabanten will die Nasa Technologien für erste Mars-Missionen testen, die für die 2030er Jahre vorgesehen sind. Die ersten vier Starts der SLS-Rakete ins All sollen nach Nasa-Angaben jeweils 4,1 Milliarden Dollar (3,7 Milliarden Euro) kosten.