Ungarn hat am Donnerstag die erste Lieferung russischen Kernbrennstoffs seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine erhalten. „Um ein Kernkraftwerk zu betreiben, wird Kernbrennstoff benötigt, und dieser Kernbrennstoff wird, wie immer in den vergangenen vier Jahrzehnten, von Russland geliefert“, sagte Ungarns Außenminister Peter Szijjarto in einem Video auf Facebook.
Wegen der Kämpfe im Nachbarland konnte der Transport demnach nicht wie üblich per Zug erfolgen. Stattdessen landete ein russisches Flugzeug mit dem Material in Ungarn. Es habe vorher den Luftraum von Belarus, Polen und der Slowakei durchquert, sagte Szijjarto. Für russische Flugzeuge ist der europäische Luftraum im Rahmen von EU-Sanktionen eigentlich gesperrt. Am 1. März war allerdings bereits ein russisches Flugzeug mit Kernbrennstroff in der Slowakei gelandet.
Ungarn verfügt über ein Atomkraftwerk, das mit Technologie aus der Sowjetunion in den 1980er Jahren südlich von Budapest gebaut wurde. Das Kraftwerk deckt fast die Hälfte des ungarischen Strombedarfs. Szijjarto sprach sich dafür aus, Kernbrennstoff von EU-Sanktionen gegen Russland weiterhin auszunehmen.
EU-Länder wie Polen und Tschechien, besonders aber die Ukraine, hatten Ungarn zuletzt zunehmend wegen seiner Nähe zum Kreml kritisiert. Budapest hat die EU-Unterstützung für die Ukraine zwar offziell mitgetragen. Regierungschef Viktor Orban betonte jedoch immer wieder die Neutralität seines Landes und verwies auf mögliche Nachteile für die ungarische Wirtschaft im Fall weiterer Sanktionen gegen Moskau.