Bauernpräsident Joachim Rukwied hat Verbraucher in Deutschland zum bewussten Einkauf regionaler Lebensmittel aufgefordert. Kurze Transportwege schonten das Klima, daher sollten Verbraucher bewusst auf heimische Erzeugnisse achten, „am besten direkt vom Bauern“, sagte er der „Rheinischen Post“ aus Düsseldorf vom Dienstag. Unterdessen forderten die Schweinehalter in Deutschland von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) rasch ein tragfähiges Konzept für den Stallumbau.
Rukwied sagte der „Rheinischen Post“, alle würden über Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutz sprechen. „Aber müssen es im Januar wirklich die Himbeeren oder Erdbeeren aus Australien, Kartoffeln aus Ägypten oder Fleisch aus Südamerika sein – oder schmeckt nicht auch der Apfel aus Deutschland?“
Heimische Bauern lieferten alles für den täglichen Bedarf, ergänzte der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV): „Saisonales Gemüse, klimafreundliche Milchprodukte und Tierwohl-Fleisch.“ Verbraucherinnen und Verbraucher würden bei jedem Einkauf entscheiden, wo ihre Lebensmittel herkämen.
Landwirtschaftsminister Özdemir hatte der „Bild am Sonntag“ gesagt, es dürfe „keine Ramschpreise für Lebensmittel mehr geben, sie treiben Bauernhöfe in den Ruin, verhindern mehr Tierwohl, befördern das Artensterben und belasten das Klima“. Lebensmittel dürften zwar kein Luxusgut werden, doch der Preis müsse „die ökologische Wahrheit stärker ausdrücken“.
Bauernpräsident Rukwied forderte vor dem Hintergrund dieser Diskussion eine gerechtere Verteilung der Gewinne. „Für uns Bauern ist entscheidend, dass mehr Geld auf unseren Höfen ankommt“, sagte er der „Bild“. Hier müssten „alle in der Kette ihren Teil dazu beitragen“, auch Verbraucher. „Unsere hochwertigen Lebensmittel haben einen höheren Preis verdient.“
In seinem Jahresbericht zog der DBV eine „ernüchternde Bilanz“ – auch angesichts der Corona-Pandemie. Besonders bei den Schweinehaltern sei die Lage „mehr als angespannt“. Die Erzeugerpreise für Schlachtschweine und Ferkel „sind nach wie vor ruinös und haben bereits viele Betriebe in den Ausstieg gedrängt“, beklagte der Dachverband. Zudem gebe es im Ackerbau insgesamt bis zu 30 Prozent höhere Produktionskosten durch „Preissprünge bei Düngemitteln und Treibstoffen“.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) erklärte unterdessen, es sei entscheidend, „dass die Schweinehalter nun endlich schnell Planungssicherheit und Perspektive bekommen“. Es gebe immer weniger Landwirte, die Umbau-Anforderungen überhaupt noch umsetzen könnten. „Die Ausstiegswelle ist schon jetzt dramatisch hoch“, zitierte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ den Verband.
Laut Statistischem Bundesamt stiegen in den vergangenen zehn Jahren fast 40 Prozent der Betriebe aus der Schweinehaltung aus. Die Zahl der gehaltenen Schweine sank im selben Zeitraum um 3,8 Millionen Tiere.