Vor dem Oberlandesgericht München beginnt am Donnerstag ein Spionageprozess gegen einen russischen Wissenschaftler, der zur europäischen Trägerrakete Ariane spioniert haben soll. Ilnur N. soll dies während seiner Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Augsburg getan und dafür insgesamt 2500 Euro kassiert haben. Ihm droht in dem Prozess eine Haftstrafe.
Der Prozess findet vor dem Staatsschutzsenat statt, die Anklage vertritt der Generalbundesanwalt. Für Spannung sorgt, ob über den konkreten Fall hinaus Informationen zur Arbeit des russischen Auslandsgeheimdiensts SWR in Deutschland bekannt werden. Das Gericht plante zunächst zwölf Verhandlungstage für die Hauptverhandlung ein.
Der in Untersuchungshaft sitzende N. hatte bis zu seiner Festnahme im Juni vergangenen Jahres an der Universität Augsburg gearbeitet. Dort war er seit dem Jahr 2018 beschäftigt. Spätestens im Herbst 2019 sollen Agenten ihn angesprochen und schließlich für eine Spionagetätigkeit für Russland angeworben haben.
Das Interesse des Geheimdiensts lag nach Überzeugung des Generalbundesanwalts vor allem in den verschiedenen Entwicklungsstufen der Ariane-Rakete. Außerdem interessierte sich der SWR demnach für die Forschung von N. an Werkstoffen.
Ab Ende November 2019 sei es zu regelmäßigen persönlichen Führungstreffen zwischen dem Angeschuldigten und dem in Deutschland stationierten Führungsoffizier des russischen Auslandsgeheimdiensts gekommen. Dem Auftrag des Führungsoffiziers entsprechend habe N. bei den zahlreichen Treffen Informationen zu Forschungsprojekten aus dem Bereich Luft- und Raumfahrttechnologie weitergegeben. Als Entlohnung erhielt er Bargeld, insgesamt der Anklage zufolge 2500 Euro.
Für solch eine Agententätigkeit droht eine Strafe von einer Geldbuße bis zu fünf Jahren Haft. In schweren Fällen drohen sogar bis zu zehn Jahre Haft – allerdings wird dieser Strafrahmen erst angewandt, wenn Spione vom Staat geheim gehaltene Informationen weitergeben.