Die für Energie zuständigen Ministerinnen und Minister der EU-Mitgliedstaaten haben sich auf den Anschluss der Ukraine an das westeuropäische Stromnetz geeinigt. Es habe „breite Übereinstimmung“ bei den Mitgliedstaaten gegeben, dies „so schnell wie möglich“ zu tun, sagte EU-Energiekommissarin Kadri Simson am Montagabend in Brüssel. Gleichzeitig betonte sie, dass diese Synchronisierung der Stromnetze „technisch anspruchsvoll“ und nicht sofort umzusetzen sei.
Derzeit sind nach Angaben von Simson die Ukraine und die Republik Moldau nicht mehr an das russische Stromnetz angebunden und befinden sich im „Inselbetrieb“. Wie der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (Entso-E) am Montag mitteilte, stellte das staatliche ukrainische Energieunternehmen Ukrenergo eine „dringende Anfrage“ für eine „Not-Synchronisierung“ des ukrainischen Stromnetzes mit dem kontinentaleuropäischen Netz.
Der Verband arbeitet seit 2017 an einem Projekt zur Synchronisierung mit Ukrenergo. „Unter normalen Umständen wäre das nächstes Jahr passiert“, sagte Simson. Aber da die Ukraine und die Republik Moldau nun im Inselbetrieb seien, „müssen wir unsere Maßnahmen verstärken“. Die EU-Kommissarin betonte, dass die Bewertung möglicher Risiken über die Aufnahme der Ukraine und der Republik Moldau bei Entso-E liege.
Der Geltungsbereich des westeuropäischen Verbundnetzes Entso-E geht über die 27 EU-Länder hinaus und schließt auch etwa Island und Zypern mit ein.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte sich vor dem Ministertreffen in Brüssel dafür ausgesprochen, die Ukraine an das westeuropäische Verbundnetz anzuschließen. „Selbstverständlich unterstützen wir, dass die Ukraine schneller mit Europa ein gemeinsames Stromnetz bekommt“, sagte Habeck. Das hieße aber auch, dass „die Robustheit gegen Cyberattacken wie gegen Black-Outs“ gewährleistet sein müsse.