Die mutmaßliche Vermittlungsmission des Altkanzlers Gerhard Schröder (SPD) in Moskau stößt bei seinem einstigen Weggefährten und Parteikollegen Franz Müntefering auf Kritik. „Wenn Gerhard Schröder tatsächlich über Einfluss bei Wladimir Putin verfügen sollte und damit menschliches Leid abwenden könnte, ist die Frage, warum er sich nicht eingeschaltet hat, bevor es zu diesen abscheulichen Kriegsverbrechen in der Ukraine gekommen ist“, sagte der frühere SPD-Vorsitzende der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Samstagsausgaben).
„Es jetzt ohne Wissen unserer demokratisch gewählten Regierung zu tun, ist dringend erklärungsbedürftig“, fügte Müntefering hinzu. „Gerhard Schröder muss sich öffentlich zu seinem Verhalten äußern.“
Das Nachrichtenportal „Politico“ hatte am Donnerstag berichtet, Schröder sei in Moskau und wolle dort im Rahmen von Vermittlungsbemühungen zur Beendigung des Ukraine-Krieges Russlands Präsidenten Putin treffen. Die Bundesregierung war nach eigenen Angaben nicht darüber informiert. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wollte den Bericht nicht kommentieren. Eine offizielle Bestätigung für die Reise gibt es bisher nicht.
Müntefering war ab 1998 zu Beginn von Schröders Kanzlerschaft Bundesverkehrsminister. Außerdem war er zweimal SPD-Chef: Von 2004 bis 2005 und von 2008 bis 2009. Dazwischen war er Bundesarbeitsminister und Vizekanzler unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU).