Königin Margrethe: Unkonventionell und unerschütterlich an der Spitze von Europas ältester Monarchie

Johannes Jansson/norden.org, CC BY 2.5 DK, via Wikimedia Commons
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Als Mutter kleiner Kinder berufstätig zu sein, war Anfang der 70er Jahre noch etwas Besonderes. Und die dänische Kronprinzessin Margrethe übernahm damals nicht irgendeinen Job, sondern bestieg am 14. Januar 1972 den Thron der ältesten Monarchie Europas. Kommende Woche feiert die 81-Jährige ihr goldenes Thronjubiläum und scheint immer noch voller Tatendrang. Sie malt, unternimmt Reisen wie im November nach Deutschland und ist bei ihren Landsleuten weiterhin äußerst beliebt.

31 Jahre war Margrethe alt, als sie vor 50 Jahren noch in Trauer um ihren Vater König Frederik IX. den dänischen Thron bestieg. Sie war damals bereits mit dem französischen Grafen Henri de Laborde de Monpezat verheiratet und hatte zwei Söhne mit ihm – den damals vierjährigen Frederik und den dreijährigen Joachim.

Prinzgemahl Henrik, wie der Graf in Dänemark genannt wurde, machte kein Geheimnis aus seinem Jahrzehnte währenden Frust, nie zum König ernannt worden zu sein. 2015 sagte Henrik seine Teilnahme an den Feierlichkeiten zu Margrethes 75. Geburtstag aus gesundheitlichen Gründen ab – zwei Tage später wurde er allerdings auf einem bei Touristen beliebten Platz in Venedig gesichtet.

Am Ende jenes Jahres gab Margrethe den Rückzug ihres Mannes von seinen offiziellen Pflichten bekannt. Im Februar 2018 starb Henrik im Alter von 83 Jahren, nachdem bei ihm Demenz sowie ein Lungenleiden diagnostiziert worden waren.

Margrethe II. meistert ihre Aufgaben als Königin jedoch weiterhin gut. „Eine der ungewöhnlichen Dinge bei ihr ist, dass sie nie in irgendwelche Skandale verwickelt war“, sagt der Kopenhagener Historiker Lars Hovbakke Sörensen. Eines ihrer wenigen bekannten Laster, das Rauchen, tut ihrer Beliebtheit keinen Abbruch. Seit 2006 tut sie es nicht mehr in der Öffentlichkeit, aber eine dänische Boulevardzeitung verbreitete danach die Schätzung, dass sich die Monarchin immer noch zwischen 20 und 40 Zigaretten am Tag anstecke.

Bekannt ist Margrethe für farbenfrohe Outfits und exzentrischen Hüte. Mit ihren hochgesteckten weißen Haaren erinnert sie aber auch an das Bild einer netten Großmutter – und tatsächlich hat sie mittlerweile acht Enkelkinder.

Die dänische Monarchin ist bei ihren Landsleuten bekannt für ihren Optimismus sowie ihr soziales Engagement. Ihre Ansprachen an ihr Volk sind direkter und weniger förmlich als die Reden anderer europäischer Monarchen. Und auch wenn sie nur eine repräsentative Funktion in Dänemarks konstitutioneller Monarchie hat und sich selten in die Politik einmischt, tritt sie auch als Mahnerin auf.

Nach Dänemarks triumphalem Sieg bei der Fußball-Europameisterschaft 1992 etwa sagte sie in ihrer Neujahrsansprache, ein solcher Sieg berge auch die Gefahr eines spaltenden Nationalismus. Im Jahr 2000 warnte die Königin, das Internet könne Menschen einsamer machen. Eine viel beachtete Äußerung Margrethes stammt aus dem Jahr 1984, als sie die Dänen für „dumme Bemerkungen“ und „Kälte“ gegenüber Einwanderern tadelte.

Außer ihren Pflichten als Königin hat Margrethe noch viele andere Betätigungsfelder. Als sprachbegabte Intellektuelle war sie an mehreren Übersetzungen beteiligt. 1981 etwa erschien die Dänisch-Übersetzung von Simone de Beauvoirs Roman „Alle Menschen sind sterblich“, die sie mit ihrem Ehemann unter Pseudonym veröffentlichte.

Die Königin entwarf Kostüme und Szenenbilder für zahlreiche Theaterstücke und Fernsehserien und illustrierte eine 2002 erschienene Neuauflage von J.R.R. Tolkiens Klassiker „Der Herr der Ringe“. Ihre teils abstrakten Gemälde werden sowohl in dänischen Museen und Galerien als auch im Ausland ausgestellt.

Auf diese und andere Weisen hat Margrethe II. die dänische Monarchie modernisiert, die seit ihrer Gründung durch Harald Blauzahn auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurückblickt. Wie beliebt Margrethe ist, zeigte sich bei ihrem 80. Geburtstag im April 2020, als es sich tausende Dänen trotz Corona-Krise nicht nehmen ließen, der Monarchin von ihren Balkonen aus ein Ständchen zu singen. Für Margrethes goldenes Thronjubiläum am Freitag kommender Woche wird sich ihr Volk sicher auch etwas einfallen lassen.

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