Seinen größten Coup erwähnte Mario Czaja gleich am Anfang seiner Bewerbungsrede als CDU-Generalsekretär: Bei der Bundestagswahl hatte er im ersten Anlauf mit deutlichem Vorsprung das Direktmandat im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf errungen und damit die Linke-Abgeordnete Petra Pau besiegt, die den Wahlkreis seit 2002 stets gewonnen hatte. Nun soll er als neuer Generalsekretär seiner Partei und dem frisch gekürten Vorsitzenden Friedrich Merz ebenfalls zu Höhenflügen verhelfen.
Er bitte „um einen Vorschuss von Vertrauen“, sagte Czaja auf dem Parteitag am Samstag. Den Vorschuss bekam er – mehr als 90 Prozent Zustimmung ergab die digitale Abstimmung.
In seiner etwas hölzern vorgetragenen Bewerbungsrede versprach Czaja eine enge Einbindung der Basis bei künftigen Weichenstellungen. Er wünsche sich „eine CDU, die mitmischt“, „eine Partei mit Zugkraft“ und mit „jugendlichem Esprit“. Für letzteres sorgt wohl auch Czaja selbst, der mit seinen 46 Jahren zu den Jüngeren in der CDU gehört.
Der gelernte Versicherungskaufmann und Betriebswirt ist seiner Heimat Marzahn-Hellersdorf eng verbunden. In einem Wahlkampfspot für die Bundestagswahl nannte er die Gegend am Ostrand Berlins, in der er aufgewachsen ist und bis heute lebt, seine „Jugendliebe“. Hier unternahm Czaja in den 90er-Jahren auch seine ersten Schritte als Kommunalpolitiker.
Bereits 1999, mit 24 Jahren, zog er ins Berliner Abgeordnetenhaus ein. Mehrmals gewann der Christdemokrat, der eine gute Beziehung zu Linken-Ikone Gregor Gysi pflegt, das Direktmandat. Unangenehm war für ihn die Enthüllung, dass er einen Titel führte, der ihm von einer in Deutschland nicht anerkannten Schweizer Bildungseinrichtung verliehen wurde. Czaja ließ den Titel sein und entschuldigte sich.
Im Abgeordnetenhaus konzentrierte sich Czaja insbesondere auf die Gesundheitspolitik und war zeitweise stellvertretender Chef der CDU-Fraktion. Im Dezember 2011 schließlich wurde der damals 36-Jährige Senator für Gesundheit und Soziales in der rot-schwarzen Koalition unter Klaus Wowereit (SPD). Hier konnte er einige Erfolge verbuchen, etwa Verbesserungen in der Obdachlosenhilfe.
Als jedoch im Jahr 2015 eine große Zahl von Flüchtlingen nach Berlin kam, schlug eine dunkle Stunde für Czaja. Die Bilder von zahlreichen Neuankömmlingen, die am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in eisiger Kälte Schlange stehen mussten, sorgten weit über Berlin hinaus für Empörung.
Selbst der neue Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) äußerte deutliche Kritik an seinem Senator. Das Stadtmagazin „Tip“ kürte Czaja 2015 zum „peinlichsten Berliner“ – er sei „das Gesicht des Behördenversagens“.
Ein Jahr später war Schluss mit Schwarz-Rot in Berlin und daher auch mit Czajas Regierungsamt. Er blieb Mitglied des Abgeordnetenhauses und wurde Geschäftsführer bei dem Unternehmen Brückenköpfe, einer „Konzept- und Beteiligungsagentur im Gesundheitswesen“, wie es in der Selbstbeschreibung heißt.
Laut einem Bericht das „Spiegel“ betrieb Czaja in dieser Funktion für eine üppige Bezahlung unter anderem Lobbyarbeit beim Bundesgesundheitsministerium. Im November 2020 gab er den Geschäftsführerposten auf.
Nach dem herausragenden Abschneiden Czajas bei der Bundestagswahl nominierte Merz als CDU-Vorsitzkandidat den Vater einer Tochter im vergangenen November als Generalsekretär. Auf dem Posten wird Czaja nicht nur Schlagfertigkeit beweisen müssen, sondern auch Organisationstalent. Eine zentrale Aufgabe wird die Arbeit am neuen CDU-Grundsatzprogramm.
Nebenbei ist Czaja ehrenamtlicher Präsident des Berliner Landesverbands des Deutschen Roten Kreuzes. Beim Fußball fiebert er beim Ostberliner Verein 1. FC Union mit. Czajas jüngerer Bruder Sebastian ist ebenfalls in der Politik aktiv: Das einstige CDU-Mitglied ist Fraktionsvorsitzender und Vize-Parteichef der Berliner FDP.