Neben Nickel und Kobalt ist es einer der wichtigsten Bestandteile von Batterien für Elektroautos: Lithium. Das Leichtmetall ist zu einem gefragten Rohstoff geworden, insbesondere in der Autoindustrie. Im Norden Portugals liegt eines der bisher größten bekannten Lithium-Vorkommen in Europa. Es bietet die Chance, die europäische Autoindustrie unabhängiger von Lithium-Exporten aus Drittstaaten zu machen.
Bislang wird das Leichtmetall hauptsächlich in Australien und Südamerika abgebaut. Chinesische Unternehmen kontrollieren mehr als 40 Prozent der globalen Produktions- und fast 60 Prozent der Aufbereitungskapazitäten.
Ein Geschäft zwischen dem portugiesischen Ölunternehmen Galp Energia und dem schwedischen Batterieproduzenten Northvolt könnte das ändern – wenn es denn zur Umsetzung kommt. Galp Energia und Northvolt hatten sich Anfang Dezember auf den Bau einer der größten Aufbereitungsstätten für Lithium in Europa geeinigt. Für geschätzt 700 Millionen Euro soll eine Fabrik entstehen, die genügend Mineral verarbeiten kann, um Lithium für den Bau von Batterien zu gewinnen, mit denen 700.000 Elektroautos pro Jahr bestückt werden können. In Betrieb gehen soll die Fabrik 2026.
Den Rohstoff soll größtenteils das britische Unternehmen Savannah liefern – ihm gehört das Lithiumvorkommen im Nordosten Portugals. Nach Angaben von Savannah könnte die Mine genügend Lithium für den Bau von jährlich bis zu 600.000 Elektroautos liefern, und zwar zehn Jahre lang. Die zuständige Umweltbehörde hat ihre Entscheidung, ob sie grünes Licht für den Abbau gibt, für dieses Frühjahr angekündigt.
Die portugiesische Firma Lisorcursos will in der gleichen Region Lithium abbauen; sie legte vergangenes Jahr eine Umweltstudie über die Inbetriebnahme einer Mine in der Nachbargemeinde vor. Lisorcursos will das Lithium selbst aufbereiten.
Die portugiesische Regierung ist grundsätzlich positiv eingestellt. Umweltminister João Pedro Matos Fernandes sagte vor kurzem, er begrüße die Dynamik der Bergbauindustrie; die Regierung baue bei ihrer Industriestrategie auch auf die Nutzung der natürlichen Ressourcen Portugals. Die Ausschreibung für Erschließungsrechte an acht weiteren möglichen Lithiumvorkommen hatte sich zuvor jedoch deutlich verzögert. Sie soll nun nach den Parlamentswahlen am 30. Januar losgehen.
Denn unumstritten ist das „weiße Gold“ nicht. Umweltschützer warnen: Lithium-Abbau und die Aufbereitung hätten auch negative Auswirkungen. Der Umweltexperte der Organisation Zero, Nuno Forner, sagt, der Abbau dürfe nicht „mit allen Mitteln und zu jedem Preis“ erfolgen.
In der Region Covas do Barroso im Norden des Landes, wo Savannah das Lithium abbauen will, ist der Widerstand heftiger. Die Mine werde „landwirtschaftliche Flächen zerstören, Flüsse umleiten und riesige Berge von Schlacke hinterlassen“, sagt Nelson Gomes, Vorsitzender einer örtlichen Widerstandsgruppe.
„Uns ist schon klar, dass die politischen und wirtschaftlichen Mächte entscheiden werden.“ Aber: Er werde „alles“ tun, um das Projekt zu verhindern.