Partygate: Britische Regierung entschuldigt sich bei Queen für Lockdown-Partys

Queen Elizabeth II. - Bild: Foreign & Commonwealth Office - CC BY-2.0
Queen Elizabeth II. - Bild: Foreign & Commonwealth Office - CC BY-2.0

Die britische Regierung kommt nicht zur Ruhe: Nachdem sie sich am Freitag nach neuen Enthüllungen über Partys in der Downing Street am Vorabend der Beerdigung von Prinz Philip bei der Queen entschuldigen musste, wurde am Nachmittag eine weitere Party während des Lockdowns bekannt: diesmal veranstaltet ausgerechnet zum Abschied der Leiterin der Anti-Covid-Taskforce des Kabinetts, Kate Josephs. Angesichts der immer neuen Enthüllungen wächst der Druck auf Premierminister Boris Johnson zurückzutreten.

„Es ist zutiefst bedauerlich, dass dies in einer Zeit der nationalen Trauer geschehen ist“, sagte ein Sprecher von Johnson zu zwei Partys im April 2021. Diese waren von Mitarbeitern des Büros von Johnson während des Corona-Lockdowns und am Vorabend der Beerdigung des Ehemanns von Queen Elizabeth II. gefeiert worden.

Die Entschuldigung an die 95-jährige Königin wurde über offizielle Kanäle per Telefon übermittelt, allerdings nicht persönlich von Johnson. Dieser sieht sich nach den neuen „Partygate“-Enthüllungen wachsendem Druck ausgesetzt. Die Opposition und einige konservative Parteifreunde fordern seinen Rücktritt.

Einem Bericht der Zeitung „Daily Telegraph“ zufolge kamen am 16. April 2021 rund 30 Mitarbeiter Johnsons zu den Partys zusammen, um den Abschied von zwei Mitgliedern des Teams des Regierungschefs zu feiern. Laut dem Blatt nahm Johnson nicht daran teil und hielt sich in seinem Landsitz Chequers auf.

Philips Beerdigung fand am 17. April nur im engsten Familienkreis statt. Damals waren aufgrund der Pandemie für Beisetzungen nur 30 Menschen zugelassen. Die Bilder der trauernden und wegen Corona-Regelungen allein auf einer Bank in der St.-George-Kapelle von Schloss Windsor sitzenden Königin hatten Menschen in der ganzen Welt berührt.

Die Corona-Regeln damals waren strikt; es war jenseits von Beerdigungen verboten, sich mit anderen Menschen außerhalb des eigenen Haushalts oder der eigenen Familie zu treffen.

Johnsons ehemaliger Kommunikationsdirektor James Slack entschuldigte sich für den „Ärger und die Verletzung“, die seine Abschiedsparty verursacht habe. Er übernehme „die volle Verantwortung“ und es tue ihm „zutiefst leid“, sagte Slack, jetzt stellvertretender Chefredakteur der Boulevardzeitung „The Sun“.

Bei den Partys soll bis spät in die Nacht hinein Alkohol getrunken und zu Musik getanzt worden sein. Ein Mitarbeiter soll sogar mit einem Koffer zu einem nahe gelegenen Supermarkt gegangen sein, um ihn mit Weinflaschen zu füllen, und diesen dann heimlich wieder in die Downing Street geschmuggelt haben.

Während noch die Empörung über die Partys am Vorabend von Philips Beerdigung durchs Land ging, entschuldigte sich am Freitagnachmittag dann die frühere Leiterin der Anti-Covid-Taskforce dafür, dass sie am 17. Dezember 2020 eine Abschiedsparty in den Regierungsbüros veranstaltet hatte. Auch bei der Party von Josephs soll Alkohol konsumiert worden sein.

Johnson stand schon vor den neuen Enthüllungen wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln während des ersten Lockdowns im Mai 2020 massiv unter Druck. Am Mittwoch hatte er im Parlament den Besuch einer Gartenparty am Regierungssitz in der Downing Street eingeräumt und um Entschuldigung gebeten. Damals befand sich das Land ebenfalls im strikten Corona-Lockdown und selbst Treffen von mehr als zwei Menschen im Freien waren verboten.

Zwar hatten die meisten Mitglieder seines Kabinetts ihm öffentlich ihre Unterstützung versichert – wenn auch potenzielle Nachfolger wie Rishi Sunak sich dabei auffällig zurückhielten. Sie verwiesen – ebenso wie Johnson – auf eine interne Untersuchung des Vorfalls.

Doch am Freitag bröckelte auch die Unterstützung in den eigenen Reihen weiter. Er habe einem mächtigen Ausschuss der konservativen Abgeordneten ein Misstrauensschreiben gegen Johnson vorgelegt, erklärte Andrew Bridgen, ein früherer treuer Johnson-Unterstützer. Äußern sich 54 der 360 konservativen Abgeordneten im Parlament ähnlich, wird das Rennen um einen Nachfolger ausgelöst – falls Johnson nicht von selbst zurücktritt. Der „Telegraph“ berichtete, dass bereits 30 Abgeordnete Briefe verschickt hätten.

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