Umfrage: 43 Prozent der Deutschen von Corona-Pandemie finanziell getroffen

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Die finanziellen Folgen der Pandemie sind für viele Menschen in Deutschland einschneidend: Einer Studie zufolge verloren zum Höhepunkt der zweiten Corona-Welle vor einem Jahr 43 Prozent der Haushalte hierzulande Einkommen oder Ersparnisse. Betroffen waren neben Selbstständigen vor allem Alleinerziehende und geringfügig Beschäftigte. Insgesamt jeder sechste Haushalt rief trotz Bedarfs keine Sozialleistungen ab.

Grundlage für die Studie, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit der Uni Mannheim und dem Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) erstellte, war eine telefonische Umfrage unter knapp 1900 Menschen in Deutschland. Sie wurden auf dem Höhepunkt der zweiten Corona-Welle im Dezember 2020 und Januar 2021 interviewt.

„Selbstständige stehen in der Diskussion um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie zurecht im Fokus“, erklärte ZEW-Expertin Tabea Bucher-Koenen am Dienstag. So berichteten 44 Prozent der Selbstständigen von einem reduzierten Einkommen – bei Angestellten waren es lediglich 22 Prozent.

„Weniger bekannt ist, dass auch Alleinerziehende, geringfügig Beschäftigte und jüngere Erwerbstätige überdurchschnittlich von finanziellen Einschnitten betroffen sind.“ Geringfügig Beschäftigte erlitten demnach mit 34 Prozent überdurchschnittlich oft finanzielle Einbußen beim Einkommen, Alleinerziehende berichteten zu 30 Prozent von Einkommensverlusten. Auch jüngere Menschen zwischen 30 und 39 Jahren waren mit 26 Prozent häufig betroffen.

Die finanziellen Unterstützungsmaßnahmen in der Pandemie erreichten dabei laut der Studie nicht immer diejenigen, die sie am dringendsten benötigten: Alleinerziehende und geringfügige Beschäftigte gaben besonders häufig an, trotz Bedarfs keine Hilfe erhalten zu haben. Insgesamt berichteten 19 Prozent der Haushalte, dass sie trotz Unterstützungsbedarf keine Hilfe bekamen.

Die Gründe waren unterschiedlich: 17 Prozent der Haushalte hielten sich selbst für nicht anspruchsberechtigt. Knapp vier Prozent der Haushalte war laut der Studie nicht klar, wie man die Hilfen beantragt. Drei Prozent beantragten aus Furcht vor bürokratischen Hürden keine Leistungen, ebenfalls drei Prozent war es unangenehm, auf Hilfe angewiesen zu sein.

Besonders häufig wurden Hilfeleistungen in bestimmten Berufsgruppen in Anspruch genommen. So stellte jeder dritte Haushalt mit Berufstätigen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen und jeder fünfte Haushalt mit Beschäftigten aus den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung einen Antrag auf Transferleistungen. Insgesamt nahmen laut der Studie nur rund neun Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung Hilfeleistungen in Anspruch.

Auch der Wohnort, Familienstand und Beschäftigungsverhältnis hatten demnach Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, Hilfeleistungen beantragt zu haben. So nahmen Menschen in Ostdeutschland doppelt so häufig Hilfe in Anspruch wie Menschen in Westdeutschland, gleiches galt für Alleinerziehende im Vergleich zu Kinderlosen, die in einer Partnerschaft lebten. Unter Selbstständigen war die Anzahl entsprechender Hilfsanträge gar fünf Mal so hoch wie unter Angestellten.

„Der Staat hat bestehende Sozialleistungen angepasst und zusätzliche Unterstützung eingeführt“, erklärte ZEW-Expertin Bucher-Koenen. Trotzdem gebe es weiterhin betroffene Gruppen, „die der Sozialstaat mit Maßnahmen gegen die wirtschaftliche Seite der Corona-Krise nicht erreicht“. Die Unterstützung müsse deshalb für besonders Betroffene noch niedrigschwelliger angeboten werden, forderte die Expertin.

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